Am Donnerstag verzeichneten Ungarn und China während eines Besuchs von Chinas Präsident Xi Jinping eine intensive Vertiefung ihrer wirtschaftlichen und kulturellen Beziehungen. In Budapest unterzeichneten sie zahlreiche neue Vereinbarungen, die nicht nur die Zusammenarbeit stärken, sondern auch Chinas wirtschaftliche Präsenz in der Region festigen sollen.
Die bilateralen Gespräche zwischen Xi und dem ungarischen Premierminister Viktor Orbán markierten den Abschluss von Xis fünftägiger Europareise, die ihn zuvor auch nach Serbien und Frankreich geführt hatte. Während einer anschließenden Pressekonferenz hob Orbán die seit seinem Amtsantritt im Jahr 2010 bestehende “kontinuierliche und ununterbrochene Freundschaft” zu China hervor und betonte, dass Ungarn offen für weitere Investitionen aus China bleibe.
Im Dezember verkündete Ungarn, dass BYD, einer der weltweit führenden Hersteller von Elektrofahrzeugen aus China, seine erste europäische Produktionsanlage im Süden Ungarns eröffnen wird. Dieser Schritt könnte laut einer Meldung der amerikanischen Nachrichtenagentur AP die Wettbewerbsfähigkeit der europäischen Automobilindustrie erheblich verändern.
Ein weiteres bedeutendes Projekt, das an Fahrt gewinnt, ist der Bau einer neuen Eisenbahnverbindung zwischen Belgrad und Budapest. Dieses von China initiierte Projekt, welches Teil der Seidenstraßeninitiative ist, wird Ungarn mit dem chinesisch-betriebenen Hafen von Piräus in Griechenland verbinden, der als wichtiges Tor für chinesische Exporte nach Mittel- und Osteuropa dient.
Xi betonte am Donnerstag, dass diese Neue Seidenstraße “in hohem Maße mit Ungarns Strategie der Öffnung nach Osten übereinstimmt” und erklärte, China unterstütze Ungarn dabei, innerhalb der EU eine wichtigere Rolle zu spielen und die Beziehungen zwischen China und der EU zu fördern. Premierminister Orbán hatte bereits kurz nach seiner Wiederwahl im Jahr 2010 die “Öffnung nach Osten” als neue strategische Ausrichtung Ungarns proklamiert.
Ungarische und chinesische Vertreter unterzeichneten ein Abkommen über eine strategische Partnerschaft sowie 18 weitere Vereinbarungen und Absichtserklärungen. Trotz der zahlreichen Unterzeichnungen wurden jedoch auf der Pressekonferenz keine konkreten neuen Großinvestitionen bekanntgegeben.
“Wenn wir auf die Weltwirtschaft und den Handel von vor 20 Jahren zurückblicken, hat sich die Lage völlig verändert”, kommentierte Orbán. “Während damals eine unipolare Welt vorherrschte, leben wir heute in einer multipolaren Weltordnung mit China als einer der Hauptakteure.”
Orbán kündigte zudem an, dass Ungarn bestrebt sei, die wirtschaftliche Zusammenarbeit mit China auf den Bereich der Kernenergie auszudehnen. Derzeit arbeitet Ungarn mit Russland zusammen, um sein Kernkraftwerk Paks durch einen neuen Reaktor zu erweitern, der bis zum Ende dieses Jahrzehnts betriebsbereit sein soll.
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