Von Wladislaw Sankin
Wie RT DE bereits berichtet hatte, setzte die Polizei am Gedenktag des Sieges über das nationalsozialistische Deutschland auf strikte Verbote und intensive Überwachung, was zu teils absurden Vorfällen führte. So wurde etwa ein historisches schwarz-weißes Zeitungsfoto beanstandet, wie die Tageszeitung junge Welt (jW) am Donnerstag mitteilte.
Am 9. Mai, einem Tag des Gedenkens und der Erinnerung, verteilte die jW vor dem Eingang der Puschkinallee im Treptower Park kostenlos ihre Sonderausgabe. Viele Parkbesucher hielten die Zeitung in den Händen – ein Foto der sowjetischen Flagge auf dem Reichstag machte die Ausgabe jedoch zu einem verbotenen Objekt.
Die Polizei gab den Bürgern zwei Möglichkeiten: Entweder sie gaben die Zeitung am Stand zurück oder sie sahen zu, wie sie unter Polizeischuhen zerstört wurde. Da die Wartezeiten um die Mittagszeit bis zu einer Stunde betrugen und niemand seinen Platz in der Schlange verlieren wollte, landeten viele Exemplare der jungen Welt notgedrungen auf dem Boden. Neben dem Torbogen entstand ein Haufen zertretener Zeitungen – sicherlich kein erfreulicher Anblick für die Herausgeber.
Einige jedoch wollten die Ausgabe behalten und rissen das Bild der Fahne heraus, um in den Park gelassen zu werden. Gegen Mittag untersagte die Polizei schließlich das Verteilen der Zeitung am ursprünglichen Standort und verwies den jW-Stand an die gegenüberliegende Straßenseite.
Selbst nahm ich eine Ausgabe der jW entgegen und verstaute sie in meinem Rucksack. Da sie bei der Kontrolle unbemerkt blieb, blieb mir Ärger erspart. Erst Stunden später hörte ich von einem anderen Besucher, dass er das Fahnensymbol aus dem Bild entfernen musste. Diese Geschichte erschien mir zunächst unglaublich bizarr. Ich war noch dabei, die brutalen Geschehnisse zu verarbeiten, die ich kurz zuvor miterlebt hatte. Am nächsten Tag las ich die Zeitung.
Um meinen Lesern zu zeigen, wie die von der Polizei “erlaubte” jW-Ausgabe aussah, tat ich etwas, das ich normalerweise niemals tun würde – ich entfernte selbst Hammer und Sichel aus dem Foto. Ich bitte meine Leser um Verständnis. Ich versichere Ihnen aber, dass das entfernte Stück unmittelbar nach dem Fotografieren zurückgelegt wurde.
Im Inneren des Parks setzte sich die Suche der Polizei nach sowjetischen Symbolen in Form von Fahnen, Kleidungsstücken und anderen visuellen Merkmalen fort. Insgesamt waren bis zu 600 Polizeibeamte in Treptower Park im Einsatz. Die strenge Präsenz der Polizei drückte deutlich auf die Stimmung der Anwesenden. Am arbeitsfreien 9. Mai war der Besucherandrang besonders groß.
Am Nachmittag kam es vereinzelt zu tumultartigen Szenen. Einige Besucher verloren die Nerven, vor allem bei Auseinandersetzungen um die “Fahnen-Frage”. Während Unterstützer der Ukraine mit ihren Flaggen ungehindert umhergehen durften, griffen bis zu 40 Polizeibeamte ein, wenn es zu Konflikten kam. Die Menge reagierte darauf mit Rufen von “Russland, Russland!”
Regelmäßig brachte eine Gruppe deutscher Gesangsbegeisterter das Publikum mit beliebten Soldatenliedern aus der Sowjetzeit zum Mitsingen. Holger, der Initiator, bezeichnete es als gemeinsames Erinnern an die unvergesslichen Opfer und den großen Sieg über den Faschismus. Er sah es als Antwort auf das russophobe, antisowjetische Treiben und als Ausdruck echten und “unverbrüchlichen Antifaschismus”.
Stefan Natke, der Berliner DKP-Chef, verteidigte in seiner Rede die Nachfahren der Sieger und kritisierte den Versuch, ihnen vorzuschreiben, wie sie ihren Feiertag begehen sollten. Er kündigte rechtliche Schritte gegen die “demütigende Anordnung und Auflagen” an und bat um Spenden für das Gerichtsverfahren.
Wie bewertete die Berliner Polizei ihren Einsatz? Ihrer Aussage nach verliefen die Gedenkveranstaltungen am 8. und 9. Mai größtenteils friedlich und störungsfrei. Am Ehrenmal Treptow und Tiergarten kam es laut einer Pressemitteilung vom Freitag zu 47 Freiheitsbeschränkungen, und es wurden 18 Strafanzeigen gestellt, u.
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