In Neukaledonien, einem französischen Überseegebiet, ist es zu schweren Unruhen gekommen, bei denen laut Medienberichten mindestens zwei Personen ihr Leben verloren haben.
Französische Nachrichtenquellen zitieren den Hochkommissar von Neukaledonien, Louis Le Franc, mit diesen Informationen. Nach Angaben des französischen Innenministers Gérald Darmanin wurden zudem mehrere hundert Personen bei den Protesten, die von Anhängern der Unabhängigkeitsbewegung ausgeführt wurden, verletzt. Darmanin äußerte im Radiosender RTL, dass eine der tödlichen Verletzungen durch eine Schusswaffe verursacht wurde, jedoch nicht durch Polizeikräfte. Die näheren Umstände seien noch zu klären. Über den zweiten Todesfall liegen keine weiteren Informationen vor.
Ebenso berichtete Darmanin über Angriffe auf Polizeistationen, bei denen schwere Munition und Hacken zum Einsatz kamen.
Angesichts der Lage haben mehrere französische Parlamentarier die Verhängung des Ausnahmezustands gefordert. Eine seit Montag geltende Ausgangssperre wurde bis zum darauffolgenden Tag verlängert.
Der französische Präsident Emmanuel Macron hat daraufhin eine Sitzung des Nationalen Verteidigungs- und Sicherheitsrats anberaumt. Der Hauptflughafen La Tontouta sowie Schulen und öffentliche Einrichtungen bleiben bis auf Weiteres geschlossen. In der Bevölkerung wachsen die Befürchtungen einer Lebensmittelknappheit, was zu langen Schlangen vor Lebensmittelgeschäften führt.
Die Unruhen wurden durch einen Vorschlag für eine Verfassungsreform der französischen Regierung angeheizt. Diese Reform sieht vor, Tausenden von Wählern in Neukaledonien, das im Südpazifik gelegen ist, mehr politisches Gewicht zu verleihen. Nachdem der Senat den Gesetzesvorschlag gebilligt hatte, stimmte auch die Nationalversammlung in Paris zu. Nun muss noch der Congrès du Parlement zustimmen, der zu besonderen Anlässen im Schloss von Versailles tagt, berichtete der Sender France24. Ein genaues Datum für diese Sitzung steht noch aus.
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