Siemens verkauft Berliner Dynamowerk an US-Investor KPS

Der Rückgang der Gewinne ist der Hauptgrund für die Entscheidung von Siemens, sein Dynamo-Geschäft in Berlin zu veräußern, welches über ein Jahrhundert den Kern des als Siemensstadt bekannten Stadtteils bildete. Laut dem Finanzvorstand von Siemens, Ralf P. Thomas, reflektiert dieser Schritt „deutliche Fortschritte bei unserer Portfoliooptimierung“, wie er im Quartalsbericht erläutert. Zusammen mit dem historischen Dynamowerk werden nun auch Innomotics und seine 15 weiteren Fabriken — im Vergleich zur größeren Nürnberger Anlage mit 1.800 Mitarbeitern beschäftigt das Berliner Werk nur 400 Mitarbeitende — unter neuer Führung stehen. Bereits im Jahr 2017 stand das Berliner Werk kurz vor der Schließung, konnte jedoch durch den Abbau von 300 Arbeitsplätzen gerettet werden.

Der in New York ansässige Investor KPS Capital Partners, der 3,5 Milliarden Euro für Innomotics zahlt, ist bekannt dafür, besonders Unternehmen mit Entwicklungspotenzial in wirtschaftlichen Schwierigkeiten zu übernehmen. Trotz eines manchmal kritischen Rufes wird berichtet, dass KPS eine kooperative Beziehung zu Gewerkschaften pflegt; angeblich existiert sogar eine Rahmenvereinbarung mit der IG Metall, die nun auch auf Innomotics angewendet wird.

Jan Otto, Erster Bevollmächtigter der IG Metall Berlin, betont: „Alle Beschäftigten behalten ihren Job, alle Tarifverträge werden eingehalten und übernommen“. Allerdings hatte die IG Metall lange gegen die Ausgründung gekämpft, die erst zum 1. Juli 2023 vollzogen wurde. Kritikpunkte waren unter anderem der Vorwurf des „Green-Washing“, da Siemens in Bereichen wie Bergbau und Öl- und Gasförderung tätig ist, was trotz der Produktion umweltfreundlicher Elektromotoren zu wiederholter Kritik führte. Laut Roland Wehrer von der IG Metall Nürnberg versucht Siemens durch den Verkauf des Großmotorengeschäfts sein Umweltimage zu verbessern, wie der Bayrische Rundfunk berichtete.

Der Großteil der weltweit 15.000 Beschäftigten von Innomotics ist in China und Tschechien tätig. Das Unternehmen, bisher unter Siemens LDA bekannt, produziert Motoren verschiedener Spannungsebenen, Getriebemotoren sowie Mittelspannungsrichter und Motorspindeln. Für KPS, das bisher 48.000 Mitarbeiter in über 200 Produktionsstätten beschäftigt, bedeutet die Übernahme von Innomotics eine beachtliche Ausweitung des Personals.

Die Abspaltung von dieser Sparte spiegelt Siemes‘ Fokus auf digitale Automatisierung wider, neben der weiterhin bedeutenden Medizintechnik. Jedoch waren es gerade diese Geschäftsbereiche, die im letzten Quartal schlechte Leistungen zeigten und zu den Gewinnrückgängen beitrugen.

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