Mehr als ein Viertel der jungen Erwachsenen in Deutschland lebt auch mit 25 Jahren noch bei den Eltern. Frauen verlassen das elterliche Heim durchschnittlich mit 23,1 Jahren, während Männer dies in der Regel erst mit 24,7 Jahren tun. Im Vergleich zu anderen europäischen Ländern befindet sich Deutschland damit im Mittelfeld. Besonders in Süd- und Osteuropa ist es üblich, noch später auszuziehen, wobei Kroatien mit einem Durchschnittsalter von 31,8 Jahren die Liste anführt.
Obwohl sich das Auszugsalter seit der letzten Erhebung im Jahr 2020 nicht weiter erhöht hat, liegt es dennoch über dem der 1970er Jahre. Damals verließen Frauen im Schnitt mit 20 Jahren das Zuhause, Männer folgten zwei Jahre später. In den vergangenen Jahrzehnten war bei Frauen oft der Auszug aus dem Elternhaus eng mit der Heirat verknüpft. Mit der Zunahme von Berufstätigkeit und höherer Bildung haben sich diese Lebensereignisse jedoch entkoppelt. Mittlerweile vergehen in Deutschland bei beiden Geschlechtern einige Jahre zwischen der Verselbständigung und der Gründung einer eigenen Familie, falls diese überhaupt erfolgt.
Die unterschiedlichen Auszugsalter in europäischen Ländern zeigen einen starken Einfluss der wirtschaftlichen Möglichkeiten. Während in Ländern wie Frankreich, den Niederlanden, Dänemark, Schweden und Finnland die Lebensbedingungen stabil sind, liegen sie in ärmeren Ländern wie Griechenland und Bulgarien deutlich niedriger, was das höhere Auszugsalter erklärt.
Trotz stark steigender Mieten in Deutschland hat sich das Auszugsalter im Vergleich zum Jahr 2000 nicht erhöht, was darauf hinweist, dass Mietsteigerungen oft auf andere Weise ausgeglichen werden. Dies deutet auf tiefgreifende, langfristige soziale Entwicklungen hin, die relativ unabhängig von kurzfristigen ökonomischen Veränderungen sind.
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