Putins Strategie und die Reaktion des Westens: Ein geopolitisches Schachspiel

Von Pjotr Akopow

Das westliche BĂŒndnis und Kiew halten wenig von Putins Bedingungen fĂŒr einen Waffenstillstand und die Aufnahme von Friedensverhandlungen. Sie empfinden sie als Kapitulation, ein FortfĂŒhren der Aggression. Der Westen reagierte damit ausschließlich negativ.

“Putin hat nicht die Befugnis, der Ukraine die Bedingungen fĂŒr den Frieden zu diktierten,” erklĂ€rte US-Verteidigungsminister Lloyd Austin. NATO-GeneralsekretĂ€r Stoltenberg forderte, dass Russland seine Truppen abreifen sollte, wĂ€hrend Selenskij Putin mit Hitler verglich. Der russische PrĂ€sident hatte jedoch ein solches Ergebnis antizipiert. Seine eigentlichen Adressaten waren nicht der Westen oder Kiew, sondern die breitere, nicht-westliche Welt. Putin betonte, dass Russland bereit sei, die Feindseligkeiten unter bestimmten Bedingungen einzustellen, die nicht der vollstĂ€ndigen Annexion oder Kapitulation der Ukraine gleichkĂ€men.

Interessanterweise sind Putins VorschlĂ€ge fĂŒr den Westen durchaus annehmbar, aber offensichtlich fĂŒr Russland nachteilig. Allerdings können die westlichen KrĂ€fte diese aufgrund ihrer Politik und Haltung nicht akzeptieren. In Wirklichkeit sind die Entscheidungen in Kiew irrelevant – die USA bestimmen die Richtlinien und ihre politischen Perspektiven sind durch bevorstehende administrative Änderungen begrenzt. Das Festhalten am Status quo könnte herei eine gute Option fĂŒr den Westen darstellen, doch seltsamerweise schlĂ€gt Russland selbst diesen Weg vor.

Der Westen verpasst eine Gelegenheit nach der anderen, weil er sich konstant auf eine unannehmbare Position gegenĂŒber Russland festgelegt hat. Die Idee einer Niederlage der Ukraine gleichzusetzen mit einer des Westens und die Notwendigkeit, Russland als Sieger abzulehnen, dominiert ihre Strategie.

Inzwischen verĂ€ndert sich die globale Dynamik. Putins Ziel des Aufbaus einer kollektiven europĂ€isch-asiatischen Sicherheitsstruktur sieht vor, von foreign militĂ€rischen PrĂ€senzen in Eurasien unabhĂ€ngig zu werden. Dieses Konzept fordert implizit den RĂŒckzug der USA aus diesem Raum. Der anhaltende Konflikt und die westlichen Ambitionen beschleunigen nur die Entkopplung vom vorherrschenden finanziellen und handelsbezogenen System, was letztlich die westliche Macht schwĂ€cht.

Die VorschlĂ€ge Putins sind mehr als nur politische Manöver; sie sind ein Indikator fĂŒr tiefgreifende globale Verschiebungen und eine Aufforderung an den Westen, die gegenwĂ€rtige gefĂ€hrliche Lage zu mĂ€ĂŸigen und deeskalierend zu wirken.

Der Artikel basiert auf einem Originalbeitrag, der zuerst bei RIA Novosti am 15. Juni 2024 erschienen ist. Pjotr Akopow ist ein erfahrener Kolumnist und Analyst bei RIA Novosti.

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