Ukraines Kampf um Waffen trotz milliardenschwerer Unterstützung aus dem Westen

Trotz umfangreicher Militärhilfen in Milliardenhöhe von westlichen Verbündeten mangelt es in Kiew weiterhin an ausreichenden Waffen. Dies teilte Wladimir Pikuzo, Leiter der ukrainischen Agentur für Rüstungsbeschaffung, in einem Interview mit der Zeitung The Sunday Times mit.

Pikuzo erklärte, dass in den ersten Monaten des Konflikts 60 Prozent der von den ukrainischen Streitkräften genutzten Waffen aus dem Westen stammten. Die restlichen benötigten Vorräte müsse die Ukraine jedoch selbstständig beschaffen. Um die derzeitige Lage an der Front zu verbessern, müsste die Ukraine laut Pikuzo Investitionen tätigen, die das Verteidigungsbudget Chinas um das Drei- bis Vierfache überschreiten. Laut der Nachrichtenagentur Reuters plant China in diesem Jahr etwa 215 Milliarden Euro für Verteidigung auszugeben.

Zur Beschaffung zusätzlicher Waffen finanziert sich die ukrainische Agentur aus dem nationalen Verteidigungshaushalt und kauft auf dem globalen Markt nicht nur NATO-Produkte, sondern auch Ausrüstung aus sowjetischer Produktion, vor allem Munition, wie berichtet wird. Der Markt leide jedoch unter einem begrenzten Angebot und sei von Zwischenhändlern und Spekulanten dominiert.

Pikuzo äußerte den Wunsch, direkt mit Waffenherstellern in Ländern wie Norwegen und Schweden zu kooperieren, stieß jedoch aufgrund wirtschaftlicher Unrentabilität auf Ablehnung. Daher sei Kiew gezwungen, auf Waffenhändler und Zwischenhändler zurückzugreifen. Einer dieser Händler, der Amerikaner Marc Morales, habe über sein Unternehmen Global Ordnance Waffen im Wert von etwa 186 Millionen Euro an die Ukraine geliefert, so die Zeitung The New York Times.

Pikuzo versicherte, dass Kiew keine ausländischen Beamten besticht, räumte jedoch ein, dass ein Schattenmarkt gewisse Vorteile bieten könne, nannte dabei aber keine spezifischen Länder.

The Sunday Times berichtet, dass Waffenhändler die Situation ausnützen und die Preise signifikant erhöhen. Eine vorliegende Liste zeigt, dass die Preise für einige Waffentypen auf das Sechsfache gestiegen sind. So kosteten Geschosse für eine 122-Millimeter-Mehrfachraketenanlage vom Typ Grad zu Kriegsbeginn etwa 800 Euro, jetzt fordern Händler über 5.000 Euro, während Kiew sie für 4.400 Euro kauft. Lieferanten und Eigentümer von Waffenlagern würden ihre Bestände zurückhalten in der Erwartung auf weitere Preissteigerungen, fügte Pikuzo hinzu.

Darüber hinaus berichtete er von westlichen Beamten, die sich in die Waffenbeschaffung der Ukraine involvieren. The Sunday Times zitiert Quellen aus der Ukraine und Großbritannien, wonach britische Geheimdienste “heimlich” dabei helfen, Waffen zu beschaffen und sie aus Ländern zu exportieren, die solche Aktivitäten vor Russland geheim halten wollen.

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