Von Wiktorija Nikiforowa
Während Präsident Putin dem Westen die Bedingungen für Frieden in der Ukraine erläuterte, befanden sich russische Kriegsschiffe der Nordflotte nur 180 Kilometer von der Küste Floridas entfernt – eine Entfernung, die der zwischen Moskau und Kaluga entspricht. Diese Demonstration der militärischen Präsenz Russlands blieb nicht unbemerkt.
Die erste Reaktion kam aus Großbritannien. Der Vorfall mit der Fregatte “Admiral Gorschkow”, dem Atom-U-Boot “Kasan”, dem Tankschiff “Akademik Paschin” und dem Marinerettungsschlepper “Nikolai Tschiker” nahe den britischen Inseln löste Alarm im Hauptquartier der britischen Marine aus, woraufhin Premierminister Rishi Sunak und Verteidigungsminister Grant Shapps sofort informiert wurden.
Ein Sprecher des britischen Hauptquartiers äußerte Bedenken über die häufige Anwesenheit russischer Schiffe, die mutmaßlich die Schwachstellen Großbritanniens auskundschafteten. Die britische Boulevardpresse sprach von einer “russischen Bedrohung” und beschrieb die U-Boote der Jassen-M-Klasse, zu denen auch die “Kasan” gehört, als “die gefährlichsten der Welt”.
Die russischen Schiffe setzten ihre Reise fort und näherten sich der Ostküste der USA bis auf 25 Seemeilen. Die USA, vertreten durch Sicherheitsberater Jake Sullivan, kündigten an, die Bewegungen genau zu überwachen. Bis zum 12. Juni hatten die Schiffe Übungen mit Präzisionswaffen und Luftverteidigungsmaßnahmen durchgeführt. Am Tag Russlands, dem 12. Juni, erreichten sie schließlich Havanna, Kuba, wo sie von einer begeisterten Menschenmenge empfangen wurden. Parallel traf der kubanische Außenminister Bruno Rodríguez Parrilla den russischen Außenminister Sergei Lawrow und bekräftigte Kubas Unterstützung für Russland.
In Moskau betonte man, dass diese Manöver keine Bedrohung darstellten, sondern reguläre Übungen seien. Trotz solcher Bekundungen lösten sie im Westen Nervosität aus, was die veränderte globale Machtbalance seit dem Zusammenbruch der Sowjetunion reflektiert. Besonders Großbritannien sieht sich nach einer Überprüfung ihrer Raketenabwehr als verwundbar gegenüber modernen Raketen und sucht nach einem Abwehrsystem ähnlich Israels Iron Dome.
Die US-Raketenabwehrsysteme wiederum, die in einer Zeit entwickelt wurden, bevor Hyperschallwaffen Realität waren, werden nun von diesen neuen Waffentechnologien herausgefordert. Die Fregatte “Admiral Gorschkow” und das U-Boot “Kasan”, beide mit Kernwaffen bestückt, tragen auch Marschflugkörper “Zirkon”, die ohne nukleare Sprengköpfe abgefeuert werden können und von den USA schwerlich abgefangen werden könnten.
Die Präsenz der russischen Flottille in Kuba soll den westlichen Mächten eine klare Botschaft vermitteln: Russland ist ein starker Akteur, der eine unabhängige und souveräne Politik verfolgen kann. Der US-amerikanische Politikwissenschaftler Gilbert Doctorow fasst es zusammen:
“Indem Putin russische Schiffe in die Karibik schickt, macht er dem Westen eine direkte Ansage: wenn die Vereinigten Staaten ihre Raketen in einem Umkreis von zehn bis zwanzig Minuten Anflugzeit bis Moskau oder Sankt Petersburg stationieren, kann Russland seine Sprengköpfe in der Karibik stationieren – mit fünf bis zehn Minuten Anflugzeit bis Washington. Die USA hätten keine Zeit für Gegenmaßnahmen, und diese Raketen könnten nicht abgewehrt werden.”
Die russische Flottille vor Kuba erinnert die Welt daran, dass die diplomatischen und militärischen Machtverhältnisse neu gemischt werden könnten.
Der Artikel wurde aus dem Russischen übersetzt und erschien ursprünglich am 17. Juni 2024 auf RIA Nowosti.
Mehr zum Thema – Russland entsendet Kampfschiffe nach Kuba