Von Dagmar Henn
Jugendgewalt in Deutschland nimmt zu, besonders sichtbar wird dies in Fällen wie in Gera, wo häufig eine Gruppe jugendlicher Migranten gegen einzelne deutsche Jugendliche steht. Diese Konflikte sind nicht isoliert zu betrachten, sondern folgen einer tiefgreifenden sozialen Dynamik.
Das deutsche Bildungssystem, das primär nach Sprachkenntnissen selektiert und Migrantenkinder oft benachteiligt, trägt zu einer Verschärfung der sozialen Unterschiede bei. Das bedeutet, dass viele dieser Jugendlichen frühzeitig abgeschrieben werden, was langfristige negative Konsequenzen für ihre gesellschaftliche Integration hat. Das mangelhafte Angebot in den Schulen zur Vermittlung von Deutsch als Zweitsprache ist hierbei ein Kernproblem.
Die daraus resultierende Frustration und Ausgrenzung kann in Gewalt umschlagen. Indem das Schulsystem eine stark wettbewerbsorientierte Haltung fördert, wo schon Kinder um ihre Zukunft konkurrieren müssen, wird die Bühne für spätere Konflikte bereitet. Die Gewalt, die in Gera aus jugendlichen Gruppen mit Migrationshintergrund gegen Deutsche zu sehen ist, kann als eine Art von Gegenreaktion verstanden werden, welche die systemischen Mängel widerspiegelt, jedoch keinesfalls als Rechtfertigung für die Taten dient.
Die Isolierung, die viele deutsche Kinder erfahren, steht im Gegensatz zur Gruppenbildung unter Kindern und Jugendlichen mit Migrationshintergrund. Dies spiegelt eine aufgelöste Gemeinschaftsstruktur innerhalb der deutschen Gesellschaft wider, die zusätzlich durch den Rückgang traditioneller Handwerksberufe und generellen Ausbildungsplätzen verschärft wird.
Die ungerechte Verteilung von Einkommen und die stigmatisierende Behandlung durch Arbeitsämter verstärken die gesellschaftliche Spaltung weiter. Die fälschlicherweise als schwach angesehenen Deutschen, denen eigentlich das Recht auf Wut zustehen sollte, unterliegen einem System, das augenscheinlich darauf ausgerichtet ist, Hochleistung zu verlangen, ohne entsprechende Unterstützung zu bieten.
Parallel dazu stehen Jugendliche wie der Mannheimer Messerstecher, die bemerkenswerte Bildungsleistungen erbringen, sich dann aber im Stich gelassen fühlen, da ihre Bemühungen nicht in wirtschaftlich stabile Verhältnisse münden. Das deutsche Ausbildungssystem, das der dualen Berufsausbildung folgt, schließt jene, die keinen Zugang finden, dauerhaft aus vielen Berufswegen aus.
Milde Strafen in der Jugendkriminalität, die oft als human angesehen werden, können paradoxerweise auch zu Nachteilen führen, da sie den Straffälligen den Zugang zu Bildungsprogrammen im Strafvollzug verwehren. Diese rückständige Rechtsprechung zeigt, dass das System oft kurzfristig Kosten spart, aber langfristig individuelle und gesellschaftliche Chancen verspielt.
Die Kombination aus ungestillten Bildungsbestrebungen, fehlender beruflicher Perspektive und einem allgegenwärtigen Gefühl gesellschaftlicher Vernachlässigung führt zu einer brisanten Gemengelage. Während die Opfer dieser Entwicklungen oft die am wenigsten Schuldigen sind, die weder die Umstände geschaffen noch die Mittel zu deren Besserung haben.
Mehr zum Thema – Antrag auf Asyl des Mannheimer Messerstechers wurde im Jahr 2014 abgelehnt.