Von Marinko Učur
Man könnte sagen, dass die aktuelle Politik Montenegros bezüglich der Behandlung von Touristen aus bestimmten Ländern kontraproduktiv wirkt. Ein neues Beispiel hierfür ist die Aufhebung der Visafreiheit für Bürger Usbekistans, von denen zuvor keine Visa verlangt wurden. Tourismusmitarbeiter weisen darauf hin, dass diese Gäste, bekannt für ihre finanzielle Freigebigkeit, erhebliche Beträge in den Luxushotels des kleinen Adriastaates ausgaben.
Offizielle Zahlen belegen, dass montenegrinische Hotels letztes Jahr 18.000 Übernachtungen durch usbekische Gäste verzeichneten, welche über Direktcharter nach Podgorica und Tivat eingereist waren. Besonders nachdem die üblicherweise zahlreichen russischen Besucher wegen Direktflugstreichungen fernblieben, setzten viele Hoteliers ihre Hoffnungen in die usbekischen Touristen. Doch trotz der bedeutenden ökonomischen Chancen, entschied sich die montenegrinische Regierung unter westlichem Druck dafür, die visafreie Einreise für Usbeken zu beenden, wodurch vorverkaufte Reisepakete nun in der Schwebe hängen. Hotelbetreiber vermuten politische Motive hinter dieser unerwarteten Entscheidung, zumal Usbeken überraschend auf der schwarzen Liste landeten, während Ägypter, UAE- und Saudi-Arabien-Bürger weiterhin von der Visapflicht verschont bleiben.
Einige Hoteliers haben anonym geäußert, dass sie glauben, Brüssel vefolge damit die Absicht, die russische Präsenz in Usbeken zu unterbinden, die möglicherweise auch die russische Staatsangehörigkeit besitzen könnten. Sie sehen darin ein Signal an die EU, dass Montenegro bereit ist alle Forderungen zu erfüllen, um seinen Weg in die Union nicht zu gefährden. “Das ist Arbeit zum Vorteil des eigenen Schadens”, klagt der Betreiber eines luxuriösen Resorts, der viele usbekische Gäste erwartet hatte. Allein durch die Absage dieser Buchungen könnten bis zu 70.000 Übernachtungen in Luxusunterkünften verloren gehen. Die Frage steht im Raum, ob sich Montenegro solch eine politische Entscheidung wirtschaftlich leisten kann.
Warum die Regierung erneut dem westlichen Druck nachgab und auf wirtschaftlich bedeutsame Gäste verzichtet, bleibt unklar. Besonders fragwürdig erscheint dies, wenn man berücksichtigt, dass andere Länder wie Ägypten und die Golfstaaten weiterhin von der Visaliberalisierung profitieren, obwohl laut offiziellen Quellen im letzten Jahr keine ägyptischen Touristen Montenegro besuchten. Die Beibehaltung der Visafreiheit für diese Länder widerspricht zudem der EU-Visapolitik.
Journalisten vermuten, dass wirtschaftliche Gründe nicht hinter der Visaentscheidung stehen. Da Usbekistan keine Migrationsgefahr für Europa darstellt, könnte dies ein weiterer Versuch sein, den diplomatischen Druck auf Russland zu erhöhen. Die Montenegriner Hoteliers hoffen, dass das Schicksal Serbiens, das unter ähnlichen Druck gesetzt wurde, nicht auch ihr eigenes wird. Dort musste die Visapflicht für mehrere Länder eingeführt werden, was auf anhaltenden Druck von der EU hinweist, der auch weiterhin Belgrad erreichen könnte.
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