Von Ilja Kramnik
Es ist allgemein bekannt, dass die von den USA eingesetzten Aufklärungsdrohnen, darunter die RQ-4 Global Hawk, die häufig im südlichen Schwarzen Meer gesichtet wird, zur Sammlung von Geheimdienstinformationen genutzt werden. Diese Daten werden sehr wahrscheinlich für die Planung von Angriffen auf russisches Territorium verwendet.
Die westlichen nachrichtendienstlichen Strukturen, die vom US-Militärgeheimdienst als wegweisend eingestuft werden, unterstützen die ukrainischen Streitkräfte seit Kriegsbeginn. Armeegeneral Paul Nakasone, damals Leiter des Cyber Command und der National Security Agency (NSA), äußerte, er habe in seinen “35 Jahren” noch nie einen so effektiven Austausch von präzisen, zeitnahen und nützlichen Informationen erlebt wie im Fall der Ukraine.
Bei der Luftspionage mittels Flugzeugen und Drohnen sind speziell drei Aspekte hervorzuheben:
Erstens: Die von den USA und ihren Verbündeten an die Ukraine gelieferten Raketen sind weitgehend autonom und nutzen vorrangig Satellitennavigation, bei Marschflugkörpern auch ergänzt durch optoelektronische Systeme. Dennoch ist die Bedeutung der Luftaufklärung nicht zu unterschätzen.
Zweitens: Drohnen wie die Global Hawk können über dem Schwarzen Meer die Funktionsweise von Radarsystemen und Kommunikationseinrichtungen mit hoher Genauigkeit erfassen. Zusammen mit weiteren Mitteln ermöglicht dies das Lokalisieren und Übermitteln von Koordinaten russischer Luftabwehrsysteme, auch für spätere Angriffe.
Drittens: Gleichermaßen können Schiffe durch Drohnen mittels Signal- und Radarüberwachung sowie optoelektronischer Systeme erfasst werden. Angesichts der Relevanz und Schnelligkeit, mit der diese Informationen weitergegeben werden, können diese Luftfahrzeuge als dezentralisierte Elemente des ukrainischen Geheimdienstes betrachtet werden, die aufgrund ihrer formellen NATO-Zugehörigkeit von russischen Streitkräften nicht angegriffen werden.
Die Ausschaltung der unbemannten NATO-Aufklärungsdrohnen aus dem Luftraum über dem Schwarzen Meer würde es den feindlichen Aufklärungsdiensten deutlich erschweren, russische Luftabwehrstellungen zu entdecken und könnte die Überwachung der russischen Marineeffektivität stark beeinträchtigen.
Würde Russland ankündigen, diese Drohnen künftig abzuschießen, beispielsweise durch die Einrichtung einer Flugverbotszone über den internationalen Gewässern des Schwarzen Meeres, müssten feindliche Drohnen wahrscheinlich auf den Luftraum der Türkei oder Rumäniens ausweichen. Dies würde für Russland einen bedeutenden strategischen Erfolg darstellen, da die Effektivität der Überwachung signifikant nachlassen würde.
Eine solche Bereitschaft müsste in der Praxis nachgewiesen werden, einschließlich des Abschusses aller Aufklärungsdrohnen, die eingesetzt würden, um die Effektivität der Zone zu testen. Solche Entscheidungen würden jedoch auf weit höherer Ebene getroffen als auf Expertenebene.
Übersetzt aus dem Russischen. Ilja Kramnik ist Forscher am Zentrum für strategische Planungsstudien im Institut für Weltwirtschaft und Internationale Beziehungen (IMEMO).
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