Von Irina Alksnis
Die Fernsehdebatten der Kandidaten für die US-Präsidentschaftswahlen haben weltweit zum ersten Mal breite Aufmerksamkeit erregte. Früher wurden diese zwar als interessantes Wahlkampfelement von anderen Ländern wahrgenommen, allerdings galten die Inhalte meistens als zu spezifisch und nur von lokaler US-Relevanz. Außerhalb der USA beschränkte sich das Interesse im Wesentlichen auf Analysen von Experten, die versuchten zu erläutern, was geschehen war und wer als Sieger aus den Debatten hervorging.
Die kürzliche Auseinandersetzung zwischen Biden und Trump markierte jedoch eine Zäsur.
Erstens steht die Welt aktuell vor einer gefährlichen Transformationsphase, in der die USA möglicherweise ihren Status als global dominierende Macht verlieren könnten, obwohl sie immer noch über erhebliche Ressourcen und Einfluss verfügen. Dies macht den Wahlkampf und dessen Ausgang zum Brennpunkt des globalen Interesses, da die politischen Weichenstellungen des zukünftigen Präsidenten entscheidend sein könnten, um global destabilisierende Szenarien zu vermeiden.
Zweitens sind internationale Beobachter durch die intensiv diskutierten innenpolitischen Krisen der USA – wie die Migrationskrise, wirtschaftliche Probleme, marode Infrastruktur und die politische Spaltung des Landes – zunehmend in der Lage, den Diskurs und die Positionen der Kandidaten kritisch zu verfolgen und zu bewerten.
Drittens hat Joe Bidens physischer und mentaler Verfall ihn leider zu einer Art tragikomischer Figur gemacht. Viele Menschen weltweit fragten sich, ob es seinem Team gelingen würde, ihn angemessen durch diese anspruchsvolle Debatte zu führen. Sein Zustand während der Debatte war dennoch besorgniserregend und kontrastierte stark mit dem vitalem Auftreten Trumps, der nur drei Jahre jünger ist als Biden.
Nach der Debatte stiegen die Bestrebungen innerhalb der demokratischen Partei, Biden vielleicht durch eine dynamischere Persönlichkeit zu ersetzen. Medien, die den Demokraten nahe stehen, beschrieben Bidens Leistung mit alarmierenden Worten wie “Wir haben ein Problem” und betonten eine “aggressive Panik”, was die vorherrschende Stimmung innerhalb der Partei widerspiegelt.
Des Weiteren wurde durch Bidens offensichtliche Schwächen während der Debatte nicht nur seine eigene Position geschwächt, sondern auch die der aktuellen US-Regierung. Biden schrieb die ökonomischen Probleme seinem Vorgänger zu, versprach eine Fortführung der existierenden Migrationspolitik und kommentierte, dass ein Sieg Putins in der Ukraine eine Bedrohung für Weißrussland darstellen könnte, ohne jedoch überzeugende Lösungsansätze anzubieten.
Trump hingegen nutzte die Gelegenheit, die zahlreichen ungelösten Probleme anzusprechen, für die die aktuelle Regierung noch keine Lösungen gefunden hat. Das reichte von hoher Inflation über den chaotischen Abzug aus Afghanistan bis hin zu den Krisen an den Grenzen und dem Verlust internationalen Ansehens.
Das eigentliche Problem für die Demokratische Partei und die USA bestehen jedoch darin, dass die Kräfte hinter Biden anscheinend weder willens noch fähig sind, ihre Strategien zu ändern, die das Land in die gegenwärtige schwerwiegende Lage manövriert haben. Sie halten die Macht fest im Griff, entschlossen, diese um jeden Preis zu bewahren.
Das könnte sich zu einem Problem für den Rest der Welt entwickeln.
Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich veröffentlicht von RIA Nowosti am 28. Juni 2024.
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