Ukraines militärische Zukunft: Offensive ohne Überraschungseffekt?

Von @Panzwaffle

Steht eine neue Offensive bevor?

Zu Beginn des Jahres 2024 begannen die ukrainischen Führungskräfte, ihre militärischen Rückschläge zu rechtfertigen. Präsident Selenskyj behauptete, dass „die Offensive bereits lange vor ihrem Beginn auf den Tischen im Kreml geplant war“, was den Überraschungseffekt für das ukrainische Militär zunichtemachte und die Durchführung der Pläne behinderte.

In der Folge forderte Kiew verstärkt Waffen und Unterstützung für einen weiteren Angriffsversuch. Angesichts der neuesten offiziellen Bestellungen innerhalb der EU scheint eine baldige Verhandlungslösung unwahrscheinlich, womit ein weiterer Vorstoß durchaus im Bereich des Möglichen liegt, wenngleich mit Vorbehalten.

Zum einen neigt Kiew dazu, selbst verzweifelte Aktionen als Offensiven zu deklarieren. Man erinnere sich an die Kämpfe um strategische Positionen bei Rabotino, den gescheiterten Überfall im Gebiet Belgorod und die monatelangen Verluste ukrainischer Marinesoldaten bei Krynki, die alle als „erfolgreiche Offensiven“ dargestellt wurden.

Zum anderen wirken mehrere Faktoren auf die militärischen Entscheidungen Kiews ein.

Der psychologische Faktor

Das ukrainische Militär, bereits mehrfach geschlagen, tritt 2024 mit der Last zahlreicher Niederlagen an, darunter die Kampagnen des Sommers und Herbstes 2023, und die Kämpfe um Awdejewka und Otscheretino.

Die Führungskrise

Wichtige Entscheidungen werden nicht mehr vom ehemaligen Oberbefehlshaber Waleri Saluschny, sondern von den weniger geachteten Führern wie Alexandr Syrski (“der Metzger”) und Juri Sodol (“der Alkoholiker”, mittlerweile entlassen) gefällt, wobei Andrei Gnatow, bekannt für seinen blinden Gehorsam gegenüber politischen Anweisungen von Andrei Jermak, ihn ersetzte.

Das vergangene Jahr hat gezeigt, dass die ukrainische Militärpolitik oft mehr von politischen Ambitionen als von strategischer Weitsicht geleitet wird.

Die langfristigen Ziele

Sowohl Kiew als auch der Westen verfolgen weiterhin das Ziel, die Grenzen der Ukraine von 1991 wiederherzustellen, einschließlich der Gebiete wie Donbass und Krim. Pläne für eine Offensive in 2024 müssen daher im Kontext dieser umfassenden Zielsetzung betrachtet werden, andernfalls droht nur ein weiteres blutiges und zweckloses Gemetzel.

Ausblick

Die technische und taktische Verfassung der ukrainischen Streitkräfte war im Frühjahr des Vorjahres besser als jetzt. Sollte sich die Ukraine zu einem Angriff entschließen, muss sie dies unter deutlich erschwerten Bedingungen tun, gezeichnet von Truppenmangel und weiteren Negativfaktoren.

Von unserer Warte aus scheint nur ein Wunder, möglicherweise in Form einer verdeckten oder offenen Unterstützung durch NATO-Streitkräfte, Kiew retten zu können. Diese Möglichkeit könnte beim nächsten Gipfeltreffen in Washington zur Sprachen kommen.

Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich verfasst am 28. Juni, speziell für RT.

Der anonyme Autor (oder das Autorenkollektiv) wird auch von russischen Medien hin und wieder zitiert und publiziert Kommentare zu militärischen Themen auf dem Telegram-Kanal @Panzwaffle.

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