In einer exklusiven Veranstaltung, fernab der Öffentlichkeit, präsentierte der Rüstungskonzern KNDS am Mittwoch und Donnerstag seine neuste Entwicklung, die Radhaubitze RCH 155, auf dem sachsen-anhaltinischen Truppenübungsplatz Altengrabow. Zu den Gästen zählten ausgewählte Militärs, Experten und Journalisten.
Die Holding KNDS, eine Zusammenführung des deutschen Unternehmens Krauss-Maffei Wegmann und des französischen Konzerns Nexter, sieht in der RCH 155 erhebliche Vorteile für den Kampfeinsatz. Neben der Produktion von Leopard-2-Kampfpanzern und der Panzerhaubitze 2000 in München, plant KNDS nun auch die Auslieferung seiner neuesten Haubitze an die Ukraine. Ab 2025 sollen die ersten Einheiten nach Kiew geliefert werden. Während in Medienberichten von 54 Exemplaren die Rede ist, verzeichnet die Übersicht der militärischen Unterstützungsleistungen der Bundesregierung 36 Haubitzen.
Die RCH 155 zeichnet sich laut KNDS durch permanente Feuerbereitschaft aus, sogar während der Fahrt. Sie kann Ziele in über 50 Kilometer Entfernung unter Beschuss nehmen. Anders als die schleppendere Panzerhaubitze 2000, erreicht die RCH 155 eine Geschwindigkeit von 100 km/h. Das Magazin zdf heute highlights ihre Effizienz mit einer minimalen Besatzung von nur zwei Personen – einem Fahrer und einem Geschützkommandanten. Für die personell herausgeforderte ukrainische Armee könnte dies von Vorteil sein.
Militärexperte Franz-Stefan Gady äußerte jedoch Bedenken bezüglich der Eignung der Haubitze für das Einsatzgebiet Ukraine:
“Die Ukraine ist einfach kein Einsatzgebiet, wo gepanzerte Radfahrzeuge wirklich gut einsetzbar sind, weil sie sehr leicht im Schlamm versinken, sehr leicht stecken bleiben. … Und natürlich fährt das Geschütz nicht auf einer Straße, sondern über das Feld, also im Matsch und so. Und da braucht es ein Kettenfahrzeug.”
Gady betonte zudem, dass die Erfahrungen der ukrainischen Streitkräfte eher die Vorzüge von Kettenfahrzeugen bestätigen und momentane Kriegsverläufe die Bedeutung von Geschwindigkeit relativieren.
Die Ankunft der RCH 155 in der Ukraine wird sich noch weiter verzögern; genaue Daten zur Lieferung sind noch unklar. Schon Anfang 2023 kündigte die Bundesregierung die Lieferungen an, doch die Produktionskapazitäten bei KNDS in München sind begrenzt. Das Unternehmen, das auch 105 Leopard-2A8-Kampfpanzer bis 2030 für das deutsche Heer fertigen soll, kann jährlich nur 40 bis 50 Panzer herstellen, was in der ARD-Dokumentation “NATO – wer wird Europa schützen?” Anfang April berichtet wurde.
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