Ein panamaisches Gericht in der Hauptstadt Panama-Stadt hat die Verhandlungen im Rahmen des als “Panama Papers”-Prozess bekannten Falls unerwartet für beendet erklärt. Alle 28 Angeklagten, die in Zusammenhang mit der Errichtung von Scheinfirmen in Korruptions- und Bestechungsfällen in Brasilien und Deutschland verwickelt waren, wurden von der verantwortlichen Richterin freigesprochen. Unter den Freigesprochenen befand sich auch der Deutsche Jürgen Mossack, Mitgründer der mittlerweile nicht mehr existierenden Kanzlei Mossack Fonseca, welche durch die Ermittlungen der Panama Papers in den Fokus gerückt war. Mossacks Geschäftspartner, der Panamäer Ramón Fonseca, verstarb überraschend im Mai, woraufhin das Gericht den Prozess einstellte.
Der Prozess hatte Anfang April begonnen, wobei die Staatsanwaltschaft für Mossack und Fonseca zwölf Jahre Haft forderte. Anfang Mai kam die Nachricht, dass Ramón Fonseca im Alter von 71 Jahren verstorben ist, wenige Wochen nach seiner Einlieferung in ein Krankenhaus. Die genaue Todesursache wurde nicht öffentlich gemacht. Neben Mossack waren 27 weitere ehemalige Mitarbeiter ihrer Kanzlei angeklagt.
Die richterlichen Feststellungen, die durch die Journalistenorganisation ICIJ berichtet wurden, legen nahe, dass die Beweise, welche von den Servern der Anwaltskanzlei stammten, nicht gemäß ordnungsgemäßer Verfahren erhoben wurden. Dies erweckte Zweifel an ihrer “Authentizität und Integrität”.
Das Gericht urteilte außerdem, dass die vorliegenden Beweise nicht ausreichten, um eine strafbare Verantwortung der Angeklagten festzustellen. Den Angeklagten wurde vorgeworfen, durch die Gründung von etwa 215.000 Scheinfirmen in Steueroasen, das Vermögen von Politikern, Prominenten und Sportlern verschleiert zu haben. Die im Jahr 2016 ans Licht gekommenen Dokumente von Mossack Fonseca deckten auf, wie zahlreiche vermögende Personen aus Politik und Sport ihr Vermögen in Offshore-Firmen verbargen.
Unter den Beschuldigten befanden sich Persönlichkeiten wie der ehemalige britische Premierminister David Cameron, Fußballstar Lionel Messi, der damalige argentinische Präsident Mauricio Macri sowie der spanische Filmemacher Pedro Almodóvar.
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