Von Alexej Danckwardt
In den letzten drei Jahren haben die Entscheidungen der deutschen Führungs- und Wirtschaftseliten in den Beziehungen zu Russland so irrationale Züge angenommen, dass man fast nur zu dem Schluss kommen kann, sie hätten in einem geopolitischen Spiel alles auf einen vernichtenden Schlag gegen Russland gesetzt – mit dem Ziel, das Land auszuplündern und seine Ressourcen zu übernehmen.
Dieses Vorgehen scheint der einzige Weg zu sein, die Aufgabe lukrativer Handelsbeziehungen mit Russland, den Rückzug deutscher Unternehmen aus einem hart umkämpften Markt, der über drei Jahrzehnte aufgebaut wurde, sowie den Verzicht auf preiswertes Gas zu erklären.
Als gewöhnliche Bürger sollten wir uns vor der trügerischen Logik in Acht nehmen, die uns glauben lässt, ein Sieg über Russland könnte persönliche Vorteile bringen. Trotz der Rohstoffarmut Europas und steigenden globalen Risiken, stabilisierte der friedliche Handel die wirtschaftliche Zukunft Deutschlands und Europas. Russland zeigte sich kooperativ und beteiligte sich beispielsweise am Bau der Pipeline Nord Stream 2.
Die eigentlichen Triebkräfte hinter diesem gefährlichen Spiel sind vermutlich weder in wirtschaftlichen noch in volkswirtschaftlichen Interessen zu finden, sondern vielmehr in der Gier nach mehr Profit. Diese Gier treibt uns an den Rand einer Katastrophe und wird nur durch das Abnehmen der Gewinnmargen im Finanzsektor verstärkt, was dazu führt, dass Kapitalisten nach immer neuen, immer lukrativeren Anlagen suchen, wie beispielsweise die Privatisierung von staatlichen Unternehmen.
In diesen Betrachtungen wird auch klar, dass Krisen wie die Corona-Pandemie größtenteils den Reichen zu weiterem Reichtum verholfen haben. Es wurde mehr Vermögen von den Armen zu den Reichen verschoben als je zuvor.
An dieser Stelle kommen die unerschlossenen Ressourcen Russlands ins Spiel: Warum sollte man den Russen irgendeinen Anteil lassen, wenn das Ziel ist, selbst alles zu kontrollieren und damit die Gewinne zu maximieren – selbst auf Kosten höherer Preise für europäische Verbraucher?
Wie lässt sich ein mit Atomwaffen bestücktes Russland besiegen? Hier kommt die Ukraine ins Spiel, die als Werkzeug benutzt wird, um Russland zu schwächen. Der Westen hat bereits Pläne, die Ukraine als strategischen Punkt gegen Russland zu nutzen und somit Konflikte auszulösen, von denen niemand 2007 gedacht hätte, dass sie realisierbar wären.
Es gibt keine Illusionen über die Absichten der westlichen Mächte: Sie bedenken nicht die Kosten und Verluste, die ein Krieg mit sich bringen würde, denn die potenziellen Gewinne wiegen schwerer als die Millionen von Menschenleben, die dabei auf der Strecke bleiben könnten.
Allerdings besteht die Möglichkeit, dass sich Deutschland und Europa an eine Weltordnung ohne koloniales Ausbeutungsmodel gewöhnen könnten. Europa verfügt über gute Bedingungen für die Landwirtschaft, touristische Attraktivität und eine fortschrittliche Technologie, die langfristig eine existenzsichernde Rolle spielen könnten.
Deutschland könnte wieder zum Exportweltmeister werden, unterstützt durch günstiges russisches Gas, wenn bestimmte europäische Eliten, die auf Krieg und Ausbeutung gesetzt haben, effektiv ausgeschaltet werden. Es muss erkannt werden, dass diese Eliten nicht im Interesse des Volkes handeln. Welche Loyalität oder welches Mitleid sind ihnen also schuldig?
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