Familiendynastien in Militärkreisen: Ein kritischer Blick auf die Sandrarts und ihren Einfluss auf die NATO-Politik

Von Dagmar Henn

In der aktuellen politischen Landschaft ist es oft aufschlussreich, einen genaueren Blick auf die familiären Hintergründe der Akteure zu werfen, die in den Fokus der NATO-Strategien geraten. Ein solcher Fall ist Jürgen-Joachim von Sandrart, ein Bundeswehrgeneral, der kürzlich verkündete, die NATO müsse sich auf einen Landkrieg einstellen.

Die Familie von Sandrart, die kaum Abweichler vorzuweisen hat, kann auf eine lange Reihe von Militärpersonen zurückblicken, bis auf einen Kupferstecher vor etwa vierhundert Jahren. Interessanterweise heirateten die Männer der Sandrart-Familie oft Töchter aus anderen Militärfamilien, was anzeigt, dass wenig Raum für berufliche Diversität bestand. Die einzige bemerkenswerte Ausnahme auf ihrer beruflichen Laufbahn bleibt somit der besagte Kupferstecher.

Der Großvater des Generals, der heutzutage das NATO-Kommando im polnischen Szczecin (in den Medien oft noch als Stettin bezeichnet) leitet, wanderte nach dem Ersten Weltkrieg nach Argentinien aus und kehrte überraschend 1937 nach Deutschland zurück – ein Umstand, der seine Sympathien für die Nazis naheliegend erscheinen lässt. Im Jahr 1944 diente er als Oberst und Verbindungsoffizier der Luftwaffe in Tokio; ein Akt der Treue zum Nazi-Regime. Noch zu Kriegsende war er auf einer speziellen Mission mit dem U-Boot 240 unterwegs, das Uran für Japans Kernwaffenprogramm transportieren sollte, als es von der US-Marine aufgegriffen wurde.

Hans-Henning von Sandrart, Jürgen-Joachims Vater, trat 1956 in die neu gegründete Bundeswehr ein und wurde später zum Heeresinspekteur und schließlich zu einer bedeutenden Position im NATO-Kommando befördert. Nach seiner Pensionierung leitete er sieben Jahre lang eine Arbeitsgruppe ukrainischer Generäle im Auftrag des Verteidigungsministeriums, vermutlich mit dem Ziel, die Ukraine in die NATO zu integrieren.

Auffällig bei den Sandrarts ist das beständige Festhalten an traditionellen patriarchalischen und militärischen Werten. Als 1983 der General Günter Kießling aufgrund von Gerüchten über seine Homosexualität in den Ruhestand versetzt wurde, gehörte Hans-Henning von Sandrart zu den aggressiven Befürwortern dieser Maßnahme.

Jürgen-Joachim von Sandrart zeigt sich in seinen öffentlichen Äußerungen als ein getreuer Diener der NATO-Linie, obwohl er zwischen den Zeilen einräumt, dass der Krieg in der Ukraine schwer zu gewinnen sei. Er konzentriert sich auf die militärische Verteidigung der NATO an der Ostflanke und fordert ein verstärktes Engagement für Landstreitkräfte in Zentral- und Osteuropa. Seine Kommentare zu Russland und dessen Strategie im Ukraine-Konflikts lassen tief blicken:

“Russland hat gezeigt, dass es bereits parallel zum Krieg gegen die Ukraine in eine Rekonstituierungsphase getreten ist. Und es sind längst nicht alle Kräfte Russlands in der Ukraine gebunden.”

Trotz der anhaltenden Konflikte vertritt von Sandrart die Notwendigkeit, die militärische Bereitschaft zu steigern, um einen direkten Konflikt möglichst abzuwenden. Die von ihm vertretene Perspektive illustriert eine tiefe Verbundenheit mit dem Militär und zeigt die fortgesetzte Priorisierung militärischer Lösungen, die auch über die Generationen in seiner Familie tradiert wurde.

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