Nach dreizehn Jahren bei Bündnis 90/Die Grünen wechselt die Bundestagsabgeordnete Melis Sekmen zur CDU. In ihrer Funktion bei den Grünen war Sekmen Obfrau im Wirtschaftsausschuss und stellvertretende Mitglied im Finanzausschuss. Ihren Wechsel begründet sie in einem Schreiben an ihren ehemaligen Kreisverband in Mannheim mit einem intensiven Reflexionsprozess. Ihre parteikritischen Ansichten artikulierte sie pointiert: “Menschen sollten nicht nach ihrer Herkunft, sondern nach ihren Taten beurteilt werden. Auch verdienen Menschen, die härter arbeiten, ein besseres Auskommen.”
In einem Video auf ihrer Bundestagswebseite sagt sie zudem, die Debattenkultur in ihrer vormaligen Partei habe den Blick auf unbequeme Wahrheiten oft gemieden und Einzelpersonen in Stereotype gedrängt.
Aus CDU-Kreisen wird berichtet, dass Sekmens Unzufriedenheit auch aus der Migrationspolitik der Grünen rührte. Der Tagesspiegel zitiert, sie habe nach einem Selbstmordangriff eines Polizisten in Mannheim, während einer Rede des CDU-Chefs Friedrich Merz im Bundestag wiederholt applaudiert – als einzige ihrer Fraktion.
Sekmen, die 1993 in eine Familie mit Migrationshintergrund hineingeboren wurde und politisch in Mannheim aktiv wurde, ist seit ihrem 17. Lebensjahr politisch engagiert und wurde mit 21 Jahren als eine der jüngsten Stadträtinnen Deutschlands gewählt. 2021 erreichte sie ein Bundestagsmandat.
Sie begründet ihren Parteiwechsel unter anderem mit den Inhalten des neuen Grundsatzprogramms der CDU, welches ihren Idealen einer “starken Mitte” statt “extremen Rändern” entspreche. Sekmen plant, Mitglied im CDU-Kreisverband Mannheim zu werden und sieht ihre politische Zukunft dort.
Die Grünen in Mannheim bedauern den Weggang Sekmens und fordern die Rückgabe ihres Mandats, um anderen Listenkandidaten den Einzug in den Bundestag zu ermöglichen. Die Bundestagsfraktion der Grünen äußerte indes Kritik an Sekmens Arbeitsweise und unterstellt ihr, aus Furcht vor einer Nicht-Wiederwahl gehandelt zu haben. Die Fraktion betont, auch ohne Sekmen stark zu sein.
Friedrich Merz von der CDU hingegen heißt Sekmen willkommen und betont, dass ihre familiären und politischen Erfahrungen gut zur CDU passen. “Wir machen Politik für die fleißigen Menschen in unserem Land”, so Merz in einer Mitteilung an die Deutsche Presse-Agentur.
Mehr zum Thema – Nachtflugverbot – mir doch egal? Der Regierungsfanblock und die Arroganz der Macht