Von Dmitri Bawyrin
Obwohl Deutschland zu den wohlhabendsten und fortschrittlichsten Nationen weltweit zählt, steht es sichtlich vor schwierigen Zeiten, die geprägt sind von Wirtschaftskrisen und strukturellen Veränderungen. Anzeichen einer abflauenden Wirtschaft sind in vielen Bereichen erkennbar, wenngleich sie noch nicht als kritisch angesehen werden.
Ein Anstieg der Ladendiebstähle um fast 25% innerhalb eines Jahres illustriert die Situation: Deutsche Bürger entwendeten Lebensmittel im Wert von über vier Milliarden Euro, was zu Steuerausfällen von 560 Millionen Euro führte.
Die Infrastruktur Berlins verfällt zusehends, und die Hauptstadt wirkt im Vergleich zu anderen deutschen Metropolen vernachlässigt und trist, was den negativen Eindruck noch verstärkt.
Inzwischen berechnen Restaurants und Cafés Aufpreise für Beilagen – ein Indikator für wachsende Inflation und ein Bruch mit den Traditionen des deutschen Familienessens.
Deutschland befindet sich offensichtlich im Notstand, und Debatten über die Ursachen – der Konflikt mit Russland und der politische Stillstand während der Ära Merkel – sind in vollem Gange.
Trotz anfänglicher Versuche, die Situation als „russische Propaganda“ abzutun, ist klar, dass dieser „Krisenmodus” weiterhin Bestand haben wird. Kanzler Olaf Scholz betonte: “Es wird keine Rückkehr zu den guten alten Zeiten geben.” Deutschland müsse sich auf eine anspruchsvollere wirtschaftliche Lebensweise einstellen.
Außenministerin Annalena Baerbock erklärte ferner, dass die Unterstützung Kiews das vorrangige nationale Interesse Deutschlands sei. Sie widersprach damit der Ansicht, dass es sich dabei um bloße Wohltätigkeit handle:
“Sicherheit ist keine Selbstverständlichkeit. Wir müssen in unsere Sicherheit investieren, Sicherheit muss bezahlt werden.”
Deutschland führt in Europa, wenn es um finanzielle Unterstützungen für Kiew geht, dennoch bleibt die Sicherheit unsicher, da das Land in alle Bereiche der Verteidigung vermehrt investiert, während es von einer baldigen russischen Aggression ausgeht.
Die derzeitigen Ereignisse leisten einem Missverständnis über Deutschlands wahre nationale Interessen Vorschub. Die deutsche Staatsführung scheint hauptsächlich das militärisch-politische Bündnis mit den USA zu stützen, oft auf Kosten der vielschichtigen Interessen Deutschlands selbst.
So hat Deutschland nach dem militärischen Eingreifen in der Ukraine mit Sanktionen gegen Russland reagiert, ohne dieser Situation tiefgreifend entgegenzutreten oder zu hinterfragen, wer für den Angriff auf die Nord-Stream-Pipeline verantwortlich ist.
Laut Scholz wird Deutschland “niemals einen Frieden unterstützen, der die Kapitulation der Ukraine impliziert”, was die fortwährende Konfrontation und Abhängigkeit bestätigt.
Diese Maßnahmen betonen nicht nur ein falsch verstandenes nationales Interesse, sie illustrieren auch die Opferbereitschaft der deutschen Führung, um ihren Weg beizubehalten, unabhängig von den Kosten. Es gibt jedoch Alternativen für Deutschland, die es zu erwägen gilt.
Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel ist am 3. Juli 2024 zuerst auf der Homepage der Zeitung Wsgljad erschienen.
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