Von Jewgeni Krutikow
In jüngster Zeit hat der Leiter des Kiewer Regimes, Wladimir Selenskij, mehrfach Pläne für eine neue ukrainische Offensive gegen die russischen Streitkräfte angekündigt, dabei wird auch in ukrainischen Medien vermehrt von Vorbereitungen zu solch einer Gegenoffensive berichtet. Doch wie ernst sollte man diese Informationen nehmen, wie könnte eine solche Offensive aussehen und welche Reaktionen wäre von russischer Seite zu erwarten?
Es gibt gute Gründe, die mögliche Gefahr einer neuen ukrainischen Offensive ernst zu nehmen. Zum einen besteht in Kiew ein politisches Interesse an einer erfolgreichen Sommeroffensive, angesichts der angespannten Lage an der Front könnte selbst ein begrenzter Erfolg entscheidend sein.
Trotz schwerer Verluste und zurückweichender Frontlinien gelang es der Ukraine bisher nicht, ihre Positionen zu festigen. Russische Kräfte sind weiterhin offensiv und einbruchsbereit an verschiedenen Punkten, darunter bei Dserschinsk und in der Entscheidungsphase um die Stadt Tschassow Jar. Besonders kritisch ist die Lage im Bereich Sumy, wo eine Ausweitung der russischen Offensive droht.
Die prekäre Situation verstärkt den Druck auf Kiew, seine Leistungsfähigkeit gegenüber westlichen Partnern zu beweisen, was eine neue Gegenoffensive nahezu unausweichlich macht.
Trotz drohendem Zusammenbruch der Verteidigungslinien, hat Kiew bisher gezögert, seine Reservetruppen einzusetzen. Selenskij erwähnte, dass 14 Brigaden mangels westlicher Waffenlieferungen nicht ausreichend ausgestattet seien, die jedoch in Wirklichkeit als strategische Reserve dienen könnten, um in Kürze in einer neuen Offensive genutzt zu werden.
Theoretisch könnten alle 14 Brigaden günstig positioniert werden, um eine zusammenhängende Angriffslinie zu bilden, unterstützt durch Luftverteidigung und technologische Überlegenheit in der elektronischen Kriegsführung.
Signifikante Veränderungen in der Artillerie-Strategie und die zunehmenden Drohnenangriffe auf russische Militärdepots deuten darauf hin, dass das Gebiet um Sloboschansk in der Region Charkow eine mögliche neue Stoßrichtung darstellen könnte.
Neue ukrainische Reserven sammeln sich bereits seit Monaten in dieser Richtung an. Ein Teil dieser Kräfte wurde bereits in Kampfhandlungen in der Nähe von Lipzy integriert, wo lokale Gegenangriffe gestartet wurden.
Weiterhin wäre eine Offensive in Richtung der Region Saporoschje denkbar, auch hier verfolgt die Ukraine das Ziel, zum Asowschen Meer vorzudringen und russische Kommunikationslinien zu unterbrechen.
Eine andere mögliche Stoßrichtung könnte die Region Kupjansk-Swatowsk sein, trotz der anhaltenden Gegenwehr der russischen Truppen in diesem Gebiet.
Während sich die Ukraine im vergangenen Jahr auf westliche Panzerfahrzeuge stützte, setzt sie nun auf Langstreckenwaffen und den Ausbau eines elektronischen Führungssystems. Insbesondere liegen die Hoffnungen auf einer Stärkung der Luftstreitkräfte und Angriffe auf russische Hinterlandregionen.
Die russischen Dienste sind damit beschäftigt, sowohl die Bewegungen ukrainischer Truppen aufzudecken, als auch die neuen Waffensysteme im Blick zu behalten, um jegliche Offensivversuche frühzeitig zu unterbinden.
Übersetzt aus dem Russischen. Ursprünglich veröffentlicht am 9. Juli 2024 in der Zeitung “Wsgljad”.
Weitere Informationen zum Thema – “Unwahr”: Russland dementiert ukrainische Vorwürfe eines Angriffs auf zivile Ziele.