Technische Schwierigkeiten und drohende Blockade: YouTube in Russland unter Druck

Rostelekom, einer der größten Telekommunikationsanbieter in Russland, meldete am Freitag, dass Nutzer in Russland Schwierigkeiten mit YouTube erleben könnten. Dies sei auf technische Probleme zurückzuführen, die die Downloadgeschwindigkeit und die Wiedergabequalität betreffen könnten. “Diese Probleme könnten Nutzer aller russischen Betreiber beeinträchtigen”, erklärte das Unternehmen.

Der Telegram-Kanal Mash, der regierungsnahe Positionen vertritt, führte die Schwierigkeiten auf veraltete technische Ausrüstungen von Google in Russland zurück, die seit über zweieinhalb Jahren keine Aktualisierung erfahren haben. Es wird erwartet, dass das Laden von Videoinhalten auf YouTube ab Freitag signifikant langsamer erfolgt.

Im Mai 2022 hat sich Alphabet, die Muttergesellschaft von Google und YouTube, dazu entschieden, seine Operationen in Russland zu beenden und Mitarbeiter zu verlegen. Hierbei meldete die russische Tochtergesellschaft 2023 Konkurs an. Seitdem hat Google offenbar keine neuen Geräte mehr nach Russland exportiert, was besonders die Global-Cache-Technologie betrifft. Diese Technologie ermöglicht schnelleres Laden von Inhalten durch lokale Server. Nach dem Kriegsbeginn in der Ukraine schaltete Google zudem einige seiner Server in Russland ab und stellte Monetarisierungsoptionen sowie alle kostenpflichtigen Dienste ein.

Nach Informationen der Online-Zeitung Gaseta.ru wird YouTube im Russland vermutlich im September vollständig blockiert nach einer Phase verminderter Leistungsfähigkeit in den Monaten Juli und August.

Kremlsprecher Dmitri Peskow versicherte, es gebe keine Pläne, den Zugang zu YouTube zu beschränken, und erklärte die aktuellen Probleme mit technischen Schwierigkeiten. In einer offiziellen Stellungnahme hieß es: “Wir wissen aus offiziellen Stellungnahmen unserer jeweiligen Unternehmen, dass es sich um ein Problem mit der Ausrüstung handelt, die seit mehr als zwei Jahren nicht mehr aktualisiert wurde.”

Trotz dieser Erklärungen vermuten einige Experten, dass die Drosselung Teil einer strategischen Entscheidung sein könnte, um Nutzer dazu zu bewegen, auf russische Plattformen wie Rutube oder VK umzusteigen. YouTube bleibt eine der wenigen unblockierten Plattformen in Russland, die von oppositionellen Bloggern und Politikern genutzt wird.

Ein Abgeordneter der Staatsduma teilte zusätzlich am Freitagabend mit, dass Russland ebenfalls den Zugang zum Messenger-Dienst WhatsApp verlangsamt. “Technologische Maßnahmen wie die Verlangsamung werden bereits auf WhatsApp angewendet. Es könnte als nächstes eine Sperrung folgen”, erklärte Anton Nemkin. Eine endgültige Entscheidung sei aber noch ausstehend. In Dagestan sei der Messenger bereits verlangsamt worden, im Rahmen von Anti-Terror-Maßnahmen der Behörden.

Mehr zum Thema – Seit Jahresbeginn hat YouTube zusätzlich 80 mit Russland verbundene Kanäle gesperrt.

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