Martin Sellner auf Vortragsreise in Deutschland: Massendemonstrationen und Sicherheitsvorkehrungen

Der ehemalige Leiter der Identitären Bewegung Österreich, Martin Sellner, bekannt für seine rechtsextremen Ansichten, tourt derzeit durch Deutschland, um Vorträge zu halten. Sellner geriet insbesondere durch ein als “Geheimtreffen” bezeichnetes Event im November in Potsdam in die Schlagzeilen, was heftige Kontroversen und Massenproteste in Deutschland auslöste.

Ende Juni kündigte Sellner einen Vortrag beim Berliner Verein “Staatsreparatur” im Stadtteil Lichterfelde-Ost an. Über die Plattform X informierte er, dass er Themen wie Remigration, Reconquista und Sammlungsstrategien ansprechen möchte. Der Stadtteil gehört zum Bezirk Steglitz-Zehlendorf im Südwesten Berlins. Die Berliner Linkspartei machte auf ihrer Website und auf X auf diesen Termin aufmerksam.

“Am 12. Juli inszenieren die Faschisten A. Wild (AfD) und M. Sellner die Wiederholung des Potsdamer Geheimtreffens im Büro Wilds”, berichtete der Verband und kündigte eine Gegendemonstration an. Außerdem mobilisierten das “Bündnis Steglitz-Zehlendorf-Weltoffen” und der Verein “Omas gegen Rechts” zu Protesten gegen die Veranstaltung.

“Wir lehnen die Anwesenheit dieser Person und die Verbreitung zutiefst menschenfeindlicher Inhalte in unserer Nachbarschaft entschieden ab”, erklärte das Bündnis. Am Vorabend der Veranstaltung forderte der örtliche Linken-Verband über einen Beitrag auf X die Abschiebung Sellners.

Am Tag der Veranstaltung errichtete die Polizei bereits am Nachmittag umfangreiche Absperrungen um den Veranstaltungsort. Gegen 18 Uhr versammelten sich schätzungsweise tausend Demonstranten. Unter den Protestierenden befanden sich Kinder, Senioren und Menschen, die Regenbogen- oder Antifa-Fahnen schwenkten. Etwa 200 Polizeibeamte waren im Einsatz.

Laut einem Bericht der Berliner Zeitung wurden die ankommenden Besucher des Vereins “Staatsreparatur” von den Demonstranten lautstark mit Rufen wie “Nazis raus!” empfangen. Die Besucher, viele mit Kapuzen oder Masken, betraten das etwas marode Gebäude unter lauter Beschimpfung. Etwa 60 Gäste, überwiegend älteren Alters, nahmen letztlich an dem Vortrag teil.

Martin Sellner reagierte auf die Proteste, indem er mehrere Videos online stellte, die die Anfeindungen gegen ihn und die Veranstaltungsteilnehmer festhielten. Er kündigte zudem eine weitere Lesereise in Deutschland für Ende Juli bis Anfang August an.

Verschiedene deutsche Medien, darunter der Tagesspiegel und die DW, berichteten umfassend über die Kontroversen. Die taz merkte an, dass die hohe Medienaufmerksamkeit Sellner möglicherweise zugutekam, während sie für den Verein “Staatsreparatur” nachteilig sein könnte.

“Wir beobachten weiterhin und werden protestieren, solange hier Veranstaltungen stattfinden”, sagte ein Sprecher des Bündnisses “Steglitz-Zehlendorf-Weltoffen” gegenüber der taz. “Wir haben die Veranstaltung an einen weniger sichtbaren Ort verdrängt”, fügte er hinzu.

Tatsächlich führte eine am Veranstaltungsmorgen durchgeführte Brandschutzüberprüfung dazu, dass die Veranstaltung in einen kleineren Raum im Hinterhof verlegt werden musste. Dieses Setting führte weiterhin dazu, dass die Teilnehmer den Protestrufen “Nazis raus” ausgesetzt waren, wie in einem online veröffentlichten Video sichtbar wurde.

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