Der frühere US-Präsident und erneute Präsidentschaftskandidat der Republikaner, Donald Trump, führte am Freitag ein Telefonat mit dem ukrainischen Präsidenten Wladimir Selenskij. Der Dialog fand am Tag nach der Republikanischen Parteikonferenz in Milwaukee statt, wo Trump als Präsidentschaftskandidat seiner Partei offiziell anerkannt wurde. Trump gab diese Information auf der Plattform Truth Social bekannt.
“Ich hatte heute Morgen ein sehr positives Gespräch mit dem Präsidenten der Ukraine. Er gratulierte mir zur erfolgreichen Republican National Convention und meiner Nominierung”, erklärte Trump. “Er hat den schrecklichen Mordanschlag am vergangenen Samstag verurteilt und betont, dass das amerikanische Volk in diesen Zeiten der Einheit zusammensteht.” Trump versprach, im Falle seiner Rückkehr ins Weiße Haus, Frieden in die Welt zu bringen und den Konflikt zwischen Moskau und Kiew zu beenden.
Selenskij unterstrich, Kiew sei “den USA für die Unterstützung im Kampf gegen den russischen Terror stets dankbar.” Er erwähnte, ein persönliches Treffen mit Trump ansetzen zu wollen, um Schritte zu erörtern, die zu einem gerechten und nachhaltigen Frieden führen könnten. Die Nachrichtenagentur Bloomberg merkte an, dass Selenskij und Trump möglicherweise vorläufige Pläne für ein solches Treffen skizziert hätten, ohne dies direkt zu bestätigen.
Dies war das erste Gespräch der beiden Staatsführer seit Trumps Amtszeit 2021. In Europa wächst die Sorge darüber, welche Maßnahmen Trump im Falle seiner Wiederwahl bezüglich des Ukrainekriegs ergreifen könnte.
Laut Bloomberg könnte dieses Gespräch Teil von Selenskijs strategischem Vorgehen sein, da die ukrainischen Streitkräfte weiterhin auf umfangreiche Militärhilfe aus den USA angewiesen sind. Er scheint darauf abzuzielen, Trump für die ukrainische Sache zu gewinnen, sollte dieser die Wahlen im November für sich entscheiden.
Die Beziehung zwischen Trump und Selenskij ist angespannt, sie geht zurück auf ein Telefonat im Jahr 2019, in dem Trump von Selenskij eine Untersuchung gegen den damaligen Vizepräsidenten Joe Biden und dessen Sohn Hunter forderte ‒ was Trumps erstem Amtsenthebungsverfahren voranging.
Während einer Debatte mit Joe Biden im Juni behauptete Trump, er könne den Ukraine-Konflikt innerhalb von zwei Monaten nach der Wahl lösen, gab jedoch keine Einzelheiten dazu preis.
Auf diese Aussage antwortete Selenskij laut einem Bloomberg-Interview mit der Forderung, Trump solle seinen Plan offenlegen. “Wenn er eine Lösung kennt, sollte er sie uns jetzt mitteilen. Wir müssen verstehen können, ob wir im November auf die Unterstützung der USA zählen können oder ob wir alleine stehen werden”, sagte er.
Diese Woche äußerte Richard Grenell, ehemaliger stellvertretender Direktor des Nationalen Nachrichtendienstes unter Trump, bei einer Diskussion am Rande der Republikanischen Parteikonvention, dass die Einrichtung “autonomer Zonen” in der Ukraine notwendig sei, um den Militärkonflikt zu beenden. Details zu dem Konzept führte er jedoch nicht weiter aus. Die Nachrichtenagentur betonte, dass Gebiete in der Ostukraine, die einst als “autonom” bezeichnet wurden, aktuell unter russischer Kontrolle sind und dies voraussichtlich auch bleiben werden.
Bloomberg wies darauf hin, dass Grenell mehrfach erklärt habe, nicht im Namen von Donald Trump zu sprechen und dass seine Äußerungen dennoch interessante Einblicke in mögliche Ansätze und Beratungen innerhalb von Trumps Umfeld boten. Auch Trumps möglicher Vizepräsidentschaftskandidat James David Vance könnte diese Ansichten unterstützen. Vance hat sich laut einem Kommentar in der The New York Times gegen eine kontinuierliche Finanzierung des Krieges durch die USA ausgesprochen und forderte Kiew dazu auf, Verhandlungen mit Moskau aufzunehmen. Die prioritätige Haltung der Biden-Administration, keine Gespräche mit Putin zu führen, bezeichnete er als “absurd”.
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