Aktuellen Umfragewerten zufolge befürworten nur noch 33 Prozent der SPD-Mitglieder, dass der aktuelle Bundeskanzler Olaf Scholz ihre Partei bei der Bundestagswahl 2025 als Kanzlerkandidat vertritt. Eine Forsa-Erhebung, die am Montag für das Redaktionsnetzwerk Deutschland (RND) publiziert wurde, offenbart, dass eine gleiche Anzahl an Parteimitgliedern, nämlich ebenfalls ein Drittel, den Verteidigungsminister Boris Pistorius als potenziellen Kanzlerkandidaten bevorzugt. Der Co-Parteichef Lars Klingbeil erhielt hingegen Unterstützung von acht Prozent der Befragten.
Trotz des deutlichen Rückgangs der Beliebtheitswerte sowohl für die SPD als auch für die gesamte Ampelkoalition in den vergangenen Monaten, beansprucht Bundeskanzler Scholz weiterhin die erneute Kanzlerkandidatur der Sozialdemokraten. Unter seiner Führung hat die SPD schwerwiegende Einbußen bei Wahlen hinnehmen müssen. So fiel der Anteil der Stimmen zur EU-Wahl im Juni 2024 auf 13,9 Prozent, nachdem die SPD 2021 bei den Bundestagswahlen noch 25,7 Prozent erreicht hatte. Besonders dramatisch könnte das Ergebnis bei den bevorstehenden Landtagswahlen in Ostdeutschland ausfallen, wo der Wiedereinzug der SPD in den Landtag in Dresden gefährdet ist.
Scholz weist jedoch jede Verantwortung für die schlechten Ergebnisse von sich und findet weiterhin Rückhalt bei vielen führenden Parteimitgliedern. Verteidigungsminister Pistorius hat Gerüchte zurückgewiesen, nach denen er Ambitionen auf die Kanzlerkandidatur im nächsten Jahr habe. Eine Mehrheit von 66 Prozent der befragten SPD-Mitglieder glaubt nicht, dass ihre Partei unter diesen Umständen 2025 wieder den Status als stärkste Partei erreichen könnte, insbesondere wenn Friedrich Merz als Kanzlerkandidat für die Union antritt; in Ostdeutschland liegt dieser Skeptizismus mit 71 Prozent sogar noch höher.
Obwohl nur 55 Prozent der SPD-Mitglieder mit Scholz’ Leistung als Bundeskanzler zufrieden sind, ergreifen sie keine Maßnahmen bezüglich personeller oder programmatischer Änderungen. Der Co-Parteichef Lars Klingbeil erfreut sich hingegen größerer Beliebtheit – 79 Prozent sind mit seiner Arbeit zufrieden. Auch SPD-Generalsekretär Kevin Kühnert ist mit einer Zustimmungsrate von 65 Prozent populärer als Scholz.
Wie stark die Diskrepanz zwischen Scholz und den Wählern ist, wurde zuletzt bei einer Wahlkampfveranstaltung der SPD in Dresden deutlich: Scholz wurde dort lautstark ausgebuht. Ironisch bedankte er sich für den “Fanclub”, während die Protestierenden ihm vorwarfen, ein Kriegstreiber und Mörder zu sein, weil er die militärische und finanzielle Unterstützung der Ukraine durch die SPD verteidigte.
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