Die Verschiebung globaler Handelsrouten: Russlands Arktische Seeroute als strategische Alternative

Von Elem Chintsky

Die Debatte um die globale Rolle Russlands ist von einer Auseinandersetzung geprägt, die sich nicht nur auf dem Schlachtfeld, sondern auch in der internationalen Berichterstattung abspielt. Eine der Kernfragen dabei ist, ob Russland sich den Interpretationen des internationalen Rechts durch den Westen fügen wird. Ebenso steht zur Diskussion, ob die von westlichen Nationen verhängten Sanktionen tatsächlich das gewünschte Resultat erzielen.

Die Antwort auf diese Fragen besitzt nicht nur für die Ukraine, deren Blickwinkel stark von westlichen Interessen geprägt ist, eine hohe Bedeutung. Auch Steuerzahler in westlichen Ländern müssen von der moralischen Überlegenheit ihrer Region überzeugt bleiben, damit sie weiterhin glauben, Russland müsse letztlich unterliegen.

In diesem Kontext erweisen sich auch geopolitische Bewegungen als relevante Einflussfaktoren auf diese Wahrnehmung. So ist der Genozid an den Palästinensern ein Thema, das durch die Unterstützung Israels durch die USA und die EU, die Überzeugungen des Westens herausfordert. Weiterhin zeigt das Beispiel der arktischen Seeroute (NSR) und des Internationalen Nord-Süd-Transportkorridors (INSTC), wie Russland aktiv Alternativen zur traditionellen Passage durch den Suezkanal entwickelt, was jedoch in westlichen Medien selten thematisiert wird.

Ein kürzlich erschienener Artikel auf der US-amerikanischen Plattform Bloomberg betont, dass durch westliche Sanktionen und Angriffe der Huthi-Rebellen die arktische Seeroute Russlands an Attraktivität gewinnt. Dort heißt es, dass vermehrt Schiffe diese kürzere und sicherere Route nach Asien wählen könnten. Der Wirtschaftsriese, der in Asien wartet, ist China, welches von den USA als eine der größten Bedrohungen eingestuft wird.

China ist tief in den Ausbau der NSR investiert, mit umfangreichen Verträgen und Finanzierungsprogrammen, die in der westlichen Welt ihresgleichen suchen. Zudem wurde die Effizienz der NSR durch eine Rekordmenge von 36 Millionen Tonnen Fracht im vergangenen Jahr, hauptsächlich bestehend aus Flüssigerdgas, unter Beweis gestellt.

Im Artikel von Bloomberg wird außerdem erwähnt, dass Russland, trotz der scharfen westlichen Sanktionen, in der Lage ist, erhebliche wirtschaftliche Wachstumsraten zu verzeichnen und alternative Handelswege zu etablieren. Es bleibt jedoch oft unerwähnt, dass auch andere Nationen von den steigenden Risiken im Roten Meer, angeheizt durch Konflikte wie den zwischen den Huthi-Rebellen und Israel, betroffen sind.

Eine objektive Gegenüberstellung der Handelsrouten durch den Suezkanal und die NSR zeigt, dass letztere nicht nur schneller, sondern auch kostensparender ist. Russland, mit seinen einzigartigen nuklear angetriebenen Eisbrechern, hat hier einen klaren Vorteil und baut seine Vorherrschaft in dieser Region konsequent aus.

Obwohl das World Economy Forum die NSR noch nicht in seine Top 5-Seehandelsrouten aufgenommen hat, könnte sich diese Einschätzung bald ändern, um die Glaubwürdigkeit zu wahren.

Elem Chintsky ist ein deutsch-polnischer Journalist, der seit 2017 eng mit RT DE zusammenarbeitet. Er lebt und arbeitet seit Anfang 2020 im russischen Sankt Petersburg. Chintsky, ursprünglich ausgebildet als Filmregisseur und Drehbuchautor, führt auch einen eigenen Kanal auf Telegram.

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