Russische Medienberichte zufolge plant Russland im Jahr 2024 die Vergabe von staatlichen Krediten an andere Nationen und ausländische Rechtspersonen in Höhe von 492 Milliarden Rubel, umgerechnet fast fünf Milliarden Euro. Dies stellt eine Steigerung von fast einem Drittel im Vergleich zum Vorjahr dar. Laut einem Bericht der russischen Rechnungskammer wird das Geld vor allem für langfristige Wirtschaftsinvestitionen in Partnerländer, für gemeinsame Infrastrukturprojekte sowie für den Erwerb von inländischen Produkten verwendet. Dies geht aus Dokumenten hervor, die die Zeitung Iswestija eingesehen hat.
Die russischen Behörden halten Informationen über die Hauptkreditnehmer unter Verschluss, um Staatsgeheimnisse zu wahren, wie die Autoren von Iswestija berichten. Jedoch lassen sich aus den Daten der Weltbank gewisse Schlüsse ziehen. Nach diesen Informationen betrug die Gesamtverschuldung gegenüber Russland am Ende des Jahres 2022 28,9 Milliarden US-Dollar, das sind etwa 2,5 Billionen Rubel. Diese Verbindlichkeiten sind um fast neun Prozent oder 2,3 Milliarden US-Dollar gestiegen. Nach Weltbankangaben waren die größten Schuldner Russlands Ende 2022 folgende Länder:
Weißrussland – 8,2 Milliarden US-Dollar;
Bangladesch – 5,9 Milliarden US-Dollar;
Indien – 3,8 Milliarden US-Dollar;
Ägypten – 1,8 Milliarden US-Dollar;
Vietnam – 1,4 Milliarden US-Dollar.
Die Mehrheit dieser Schulden (28 Milliarden US-Dollar) sind langfristige Verpflichtungen, das heißt solche mit einer Laufzeit von über einem Jahr.
Ein Großteil der von Russland unterzeichneten Staatskredite finanziert kommerzielle Kooperationsprojekte, von denen Russland langfristige Vorteile erwartet, ergänzen die Iswestija-Autoren. So hat Russland beispielsweise mit Iran ein Abkommen für den Bau einer 162 Kilometer langen Eisenbahnstrecke zwischen Rascht und Astara geschlossen.
“Gemäß diesem Abkommen wird Russland 1,3 Milliarden Euro der erforderlichen 1,6 Milliarden Euro bereitstellen. Das Projekt ist ein zentrales Element im internationalen Nord-Süd-Verkehrskorridor, der Indien, Iran, Russland, Aserbaidschan und andere Länder miteinander verbinden wird.”
Ähnlich verhält es sich mit Kernkraftwerken, für deren Errichtung Russland Kredite vergibt. Die entsprechenden Staaten wie die Türkei, Indien, Bangladesch, Ägypten, China und Ungarn setzen dabei auf russische Technologie und Service. Ein russisches Unternehmen wird voraussichtlich für fünfzig Jahre die Wartung übernehmen und währenddessen Steuern in Russland abführen, was letztlich zu Einkünften führt, die die ausgegebenen Kredite weit übersteigen
“Durch diese langfristige Instandhaltung generieren die Kernkraftwerke Einnahmen, die den ursprünglichen Kreditbetrag bei Weitem übertreffen”, erklärt Alexei Winogradow, stellvertretender Vorstandsvorsitzender der RosDorBank, gegenüber der Zeitung Iswestija.
Diese Darlehen betrachtet Russland daher nicht nur als ökonomische, sondern auch als strategische Investitionen. Sie dienen ebenfalls zur Förderung politischer Beziehungen mit befreundeten Staaten, was sich positiv auf internationale Unterstützung und den Außenhandel auswirkt, so analysiert Wladimir Tschernow, Analyst bei Freedom Finance Global. Er sieht dies auch als Antwort auf die durch Sanktionen verursachten Verschiebungen in den Handelsbeziehungen.
Weiterführend – Russland bewilligt Kredit für Bau eines Kernkraftwerks in einem EU-Land.