Das iranische Außenministerium hat Israel am Sonntag vor militärischen Aktionen gegen den Libanon gewarnt. Der Behördensprecher Nasser Kanaani äußerte Bedenken, dass Israel den jüngsten Angriff auf das Dorf Madschdal Schams in den besetzten Golanhöhen als Vorwand nutzen könnte, um militärische Maßnahmen gegen das Nachbarland zu ergreifen. Er betonte, angesichts der laufenden Militäroperationen im Gazastreifen sei es Israel nicht gestattet, moralische Urteile über den Vorfall zu fällen.
Kanaani stützte seine Aussage auf Erklärungen von Hisbollah und libanesischen Behörden, die jede Beteiligung an dem tödlichen Angriff auf das drusisch besiedelte Dorf abstritten. Er warf Israel zudem vor, eine Apartheid-Politik gegenüber Palästinensern zu betreiben und im Gazastreifen Massenmorde an Frauen und Kindern zu verüben. Der Vorfall in Madschdal Schams diene Israel lediglich dazu, von seinen eigenen Verbrechen abzulenken.
Weiterhin appellierte Kanaani an den UN-Sicherheitsrat, den Libanon vor israelischen Aggressionen zu schützen und zur Sicherheit und Stabilität in der Region beizutragen. Er warnte, dass unüberlegte Aktionen Israels zu einem regionalen Krieg führen könnten, wofür dann ausschließlich Israel die Verantwortung tragen würde. Kanaani forderte außerdem von den USA, Druck auf Israel auszuüben, statt das Land weiterhin mit Waffen zu versorgen.
Derweil hat Norwegen seine Bürger aufgefordert, den Libanon zu verlassen und warnte eindringlich vor Reisen in das Land. Diese Warnungen gründen sich auf den eskalierten Konflikt zwischen islamistischen Milizen und Israel.
“Sollte sich die Situation weiter verschlechtern, wären die Möglichkeiten, aus dem Libanon auszureisen, eingeschränkt.”
Die Spannungen im Nahen Osten verschärften sich nach einem Raketeneinschlag in Madschdal Schams, bei dem zwölf Personen, darunter viele Kinder, ihr Leben verloren. Über 30 weitere wurden verletzt. Israel beschuldigte die Hisbollah für den Angriff und signalisierte eine Verschärfung des Konflikts. Der israelische Außenminister Katz erklärte, die Miliz habe damit alle Grenzen überschritten. Premierminister Benjamin Netanyahu kündigte harte Gegenmaßnahmen an und behauptete, dass die Miliz hierfür einen hohen Preis bezahlen werde. Die Hisbollah jedoch bestritt jegliche Verantwortung, und behauptete, eine israelische Abfangrakete sei in das Dorf eingeschlagen.
In der Nacht folgten israelische Luftangriffe auf Hisbollah-Positionen im Libanon, die in sozialen Medien dokumentiert wurden. Das israelische Militär bestätigte den Einsatz seiner Kampfflugzeuge, bei dem laut Berichten Waffenlager und Infrastruktur der Miliz zerstört wurden. Kurz darauf forderte das israelische Außenministerium die Hisbollah auf, ihre Truppen umgehend von der Grenze abzuziehen, um eine diplomatische Lösung des Konflikts zu ermöglichen.
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