Bei heftigen Gefechten im Norden Malis erlitten die malische Armee und ihre russischen Verbündeten, darunter Mitglieder der Wagner-Gruppe, schwere Verluste. Eine Koalition aus Tuareg-Rebellen und einem jihadistischen Terrornetzwerk griff einen Konvoi der malischen Armee und Wagner-Gruppenmitglieder im Norden Malis an, wodurch mehrere Dutzend Kämpfer getötet wurden. Videos der getöteten Soldaten und Söldner zirkulieren im Internet.
Die Nachricht von den Kämpfen wurde zuerst von Tuareg-Separatisten bestätigt. Mohamed Elmaouloud Ramadane, ein Sprecher der CSP-DPA-Koalition, erklärte in einer Mitteilung, dass es nahe der Gemeinde Tinzaouaten eine zweitägige Schlacht gegeben hat, während der die Rebellen “die gesamte Kolonne der malischen Armee und der russischen Söldner vollständig vernichtet” hätten.
Ramadane berichtete, dass die feindlichen Kräfte “schwere Verluste an Menschenleben und Ausrüstung erlitten, darunter Dutzende Tote und Verwundete”. Weiterhin teilte er mit, dass sich einige “malische Soldaten und Wagner-Söldner den Tuareg-Kämpfern ergeben haben”. Die mit den Tuaregs verbündete, in Westafrika operierende jihadistische Gruppe JNIM, Teil des Al-Kaida-Netzwerks, hat mehrere Videos vom Schlachtfeld veröffentlicht.
Auf den Videos waren Dutzende Leichen europäisch wirkender Männer in wüstengerechter Tarnuniform zu sehen, die im Sand lagen. Auch gefallene Soldaten der malischen Armee waren erkennbar, einige davon mit entblößten Oberkörpern. Mehrere Transportschiffe wurden zerstört, zwei davon konnten von den Terroristen als Trophäen sicher gestellt werden. Ein zur Unterstützung entsendeter russischer Militärhubschrauber wurde von den Rebellen abgeschossen. Russische Quellen berichten, dass ein Sandsturm die Luftunterstützung behindert habe.
Die Angaben zu den Gesamtverlusten der Russen und Mali-Soldaten variieren. JNIM behauptete, 50 Kämpfer der Wagner-Gruppe und 10 malische Soldaten getötet zu haben. Ein Insider aus dem Umfeld der Wagner-Gruppe behauptet, bis zu 80 Wagner-Kämpfer seien getötet worden. Insgesamt 23 getötete Kämpfer sind auf den Videos zu sehen. Bis zu fünf Wagner-Soldaten sind in Gefangenschaft geraten und werden angeblich gegen Lösegeld angeboten, die Verhandlungen laufen weiter.
Neben dem militärischen Geschehen wird auf russischen Telegram-Kanälen auch über mögliche Ursachen der militärischen Niederlage diskutiert. Einige Beobachter vermuten Unterstützung der Rebellen durch moderne Satellitenaufklärung westlicher Staaten.
Laut Igor Dimitrijew, einem russischen Journalisten und Experten für die islamisch geprägten Regionen, bestand die Aufgabe der malischen Armee (FAMa) und der Wagner-Kämpfer darin, entlang der Straßen voranzukommen und wichtige von den Tuareg und Islamisten kontrollierte Ortschaften zu erobern. Die Kämpfe, die zur Niederlage bei Tinzaouaten führten, wurden durch einen Schwierigkeitserhöhenden Sandsturm noch komplizierter, da dieser die Luftunterstützung behinderte.
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