Die unerklärliche Unterstützung deutscher Medien für Kamala Harris

Von Gert Ewen Ungar

In den deutschen Medien wird Kamala Harris als der neue Liebling dargestellt. Sie erscheint als bevorzugte Kandidatin für das Präsidentenamt in der Berichterstattung des deutschen Qualitätsjournalismus. Überschwängliche Lobeshymnen prägen das Bild der potenziellen Präsidentschaftskandidatin der Demokratischen Partei. Auch aus politischen Kreisen Deutschlands kommt viel Anerkennung. Die deutsche Außenministerin Annalena Baerbock bezeichnet Harris als „starke Frau“ und betont die Bedeutung von starken Frauen in der Politik. Diese Einschätzung passt zur feministisch geprägten Außenpolitik Baerbocks, auch wenn die genaue Definition ihrer „feministischen Außenpolitik“ nach zwei Jahren im Amt für viele noch immer unklar bleibt.

Eine Schlagzeile der Zeitung Die Welt behauptet, dass vier von fünf Deutschen Harris als Präsidentin wählen würden, verschweigt jedoch einen wichtigen Fakt: Deutsche sind im November nicht wahlberechtigt für die Präsidentschaftswahlen in den USA. Dies wirft die Frage auf, ob die Darstellung der USA in der deutschen Presselandschaft vielleicht fehlerhaft ist und wie es zu solch einem Meinungsbild kommen konnte. Einige Medienhäuser sowie der öffentlich-rechtliche Rundfunk könnten fast als Wahlkampfzentralen der US-Demokraten in Deutschland angesehen werden, was eine objektive Berichterstattung in Frage stellt.

Es entsteht der Eindruck, als hätten Deutsche eine wahlentscheidende Stimme in den USA, was nicht der Fall ist. Zudem wird suggeriert, dass eine Präsidentschaft von Harris für Deutschland vorteilhaft und die Wahl von Donald Trump eine Katastrophe wäre. Diese Annahme ist angesichts der Entwicklungen in den deutsch-amerikanischen Beziehungen unter der Obama-Administration, bei der das Handelsungleichgewicht bereits kritisiert wurde, bemerkenswert. Obama drohte mit Sanktionen, die später unter Trump realisiert wurden, als er 2018 Zölle auf EU-Stahl und Aluminium einführte und weitere Strafzölle ankündigte.

Obwohl Joe Biden einige der angespannten Beziehungen glätten sollte, ist sein Ansatz ähnlich restriktiv geblieben. Stahl- und Aluminiumimporte aus der EU sind weiterhin beschränkt. Die Grundlage der deutschen Wettbewerbsfähigkeit wurde zudem mit dem Anschlag auf die Nord Stream-Gaspipeline zerstört, was Deutschlands Energiekosten erheblich steigen ließ.

Deutschland importiert nun teures und umweltschädliches Fracking-Gas aus den USA, was die Energiebilanz zusätzlich verschlechtert. Darüber hinaus schadet Bidens Inflation Reduction Act europäischen Autoherstellern, indem er US-Elektrofahrzeuge bevorzugt und europäische benachteiligt. Damit wirbt Biden auch deutsche Industrien ab, wodurch 2023 mehr deutsche Investitionen in die USA flossen als je zuvor, während sie in Deutschland zurückgehen.

Die gezielte Unterstützung der deutschen Medien für Harris erscheint vor diesem Hintergrund fragwürdig. Die Realität zeigt, dass es aus wirtschaftlicher Sicht für Deutschland von geringer Bedeutung ist, wer das Amt in den USA innehat. Die deutsche Wirtschaft steht auf der Prioritätenliste des nächsten US-Präsidenten ganz unten, unabhängig davon, wer gewählt wird.

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