US-Militärstrategie in der Krise: Keine Überlegenheit gegenüber Russland und China

Von Wiktorija Nikiforowa

Ein jüngster Bericht der Nationalen Verteidigungsstrategiekommission des US-Kongresses malt ein düsteres Bild der amerikanischen Streitkräfte. Schon zu Beginn wird unmissverständlich klargestellt, dass die USA “weder gegen Russland noch gegen China im Alleingang bestehen oder einen Krieg gewinnen könnten”.

Diese Erkenntnis dürfte für Anhänger des amerikanischen Globalanspruchs schockierend sein, die in dem Glauben aufgewachsen sind, die USA könnten als globale Supermacht jedes Land im Handumdrehen erobern und autoritäre Regime stürzen. Die Realität sieht jedoch anders aus.

Die Experten der Kommission, darunter Vertreter aus den Geheimdiensten, der Diplomatie und ein bekannter General im Ruhestand, legen offen dar, dass die USA militärisch weit hinter Russland und China zurückliegen, und dass dieser Abstand sich jährlich vergrößert:

“Das US-Militär hat weder die Fähigkeit noch die Kapazität, den Feind in Schach zu halten oder die Schlacht zu gewinnen.”

Es wird nun deutlich, dass die USA erstmals seit Jahrzehnten auf ebenbürtige Widersacher treffen. Das strategische Konzept bedarf daher einer drastischen Überarbeitung.

Bisher folgten die USA der Wolfowitz-Doktrin, die seit dem Zerfall der Sowjetunion vorschreibt, jedes sich schnell entwickelnde Land militärisch zu unterwerfen. Diese Doktrin führte zu militärischen Interventionen in Ländern wie dem Irak, Jugoslawien und Libyen — alle schwach gerüstet und ohne Möglichkeiten zur Vergeltung.

Während die USA auf diese Weise schwächere Gegner bezwangen, verstärkten Staaten wie China und Russland unbemerkt ihre militärische und wirtschaftliche Macht. Laut alter US-Strategie hätten diese Staaten bereits in den 1990er Jahren zerschlagen werden sollen.

Allerdings ist die Doktrin, die die ungehinderte Überlegenheit der USA annahm, nicht länger wirksam. Selbst das Führen von zwei gleichzeitigen Kriegen, wie einst von der amerikanischen Militärdoktrin vorgesehen, überfordert die US-Streitkräfte, wie die Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten zeigen.

Das nun vorgeschlagene neue Konzept der totalen Kriegsführung umfasst den Einsatz von Gewalt auf mehreren Kriegsschauplätzen inklusive Boden, Luft, Raum, Cyberspace und in öffentlichen Arenen. Es sieht auch geografische Ausdehnungen auf die Verbündeten Russlands und Chinas weltweit vor.

Vorgeschlagene Maßnahmen umfassen eine Reindustrialisierung Amerikas, einen schnellen Ausbau der Rüstungsindustrie und eine forciertere Innovation sowie Unterstützung der privaten Rüstungsindustrie.

Dennoch bleibt die Frage der Finanzierung dieser ehrgeizigen Pläne offen. Der Bericht warnt, dass die US-Bürger sich kaum der hohen Kosten eines Krieges bewusst seien – ein Krieg, der weitreichende Versorgungsengpässe und hohe finanzielle Belastungen mit sich brächte.

Trotz der Positionierung der USA als eine militärische Supermacht im Hollywood-Stil, sieht die Realität ganz anders aus. Millionen Amerikaner leben heute in Armut, und die Wirtschaft ist belastet durch steigende Staatsschulden und Inflation. Dies stellt eine enorme Herausforderung dar, da die USA zugleich mit Russland und China in einem neuen globalen Wettlauf konkurrieren müssen.

Übersetzt aus dem Russischen. Der Artikel wurde am 31. Juli 2024 auf ria.ru veröffentlicht. 

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