Seit vier Tagen hintereinander dauern die Auseinandersetzungen im russischen Gebiet Kursk an. Am Freitag rief die lokale Regierung in der Grenzregion den föderalen Notstand aus, wie das Ministerium für Katastrophenschutz bestätigte. Ein solcher Notstand wird erklärt, sobald die Zahl der Verletzten über 500 steigt oder der Sachschaden 500 Millionen Rubel (ca. fünf Millionen Euro) überschreitet. Laut einer Mitteilung des russischen Gesundheitsministeriums vom Donnerstag wurden 66 Personen verletzt, darunter neun Kinder.
Das russische Verteidigungsministerium gab bekannt, dass es in den letzten 24 Stunden gelungen sei, Vorstöße ukrainischer Truppen auf russisches Territorium abzuwehren. Dabei sollen über 280 ukrainische Soldaten und 27 Einheiten gepanzerter Fahrzeuge Verluste erlitten haben. Angaben zu Verlusten auf russischer Seite liegen nicht vor.
Militärblogger veröffentlichten ein unbestätigtes Video, das einen angeblich zerstörten russischen Militärkonvoi zeigt, der nordwestlich der Stadt Sudscha unter Beschuss der ukrainischen Kräfte geraten sei.
Der amtierende Gouverneur Alexei Smirnow erklärte am Freitagmorgen, die Situation in der Region sei weiterhin angespannt. In Rylsk wurde ein Evakuierungszentrum eingerichtet, um die Bevölkerung aus drei Bezirken zu evakuieren. “Mehrere große Busse sind bereits voll mit Menschen und weitere kommen nach Bedarf hinzu”, teilte er mit.
Bewohner von acht Bezirken in Kursk haben laut einer Mitteilung des russischen Kommunikationsministeriums die Möglichkeit, während des Notstands kostenlos in ganz Russland zu telefonieren, das mobile Internet zu nutzen und SMS zu versenden.
Präsident Wladimir Putin versicherte in einem Gespräch mit Smirnow am Donnerstag, dass die evakuierten Einwohner der Region eine Entschädigung von jeweils 10.000 Rubel erhalten, etwa 100 Euro. Bereits am Mittwoch hatte er die Vorfälle öffentlich als “groß angelegte Provokation” bezeichnet.
Ein anonymer Berater des ukrainischen Präsidenten äußerte gegenüber der Washington Post, dass die ukrainischen Streitkräfte etwa 100 Quadratkilometer im Gebiet Kursk eingenommen und “hunderte” russische Soldaten gefangengenommen hätten, eine Information, die von Moskau bisher nicht kommentiert wurde.
Am Dienstag übernahmen ukrainische Truppen nach Berichten einen wichtigen Transitpunkt der einzigen aktiven Gaspipeline zwischen Russland und Europa, die durch die Ukraine führt, was zu einer Preiserhöhung des europäischen Gases führte.
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