Von Rainer Rupp
Brigadegeneral Jeffrey Geraghty, Direktor des Air Force Security Assistance and Cooperation Directorate, wies kürzlich gegenüber Defence NewsOne darauf hin, dass die Rekordexporte der USA in der Rüstungsindustrie vor allem auf die aktuell zunehmenden globalen Spannungen zurückzuführen sind. Insbesondere hätten Ereignisse wie die russische Invasion in der Ukraine zu einem verstärkten Waffenverkauf an alliierte Nationen geführt.
Für das Fiskaljahr 2024 verzeichnete die durch Generals Geraghty’s Behörde betreute Abteilung Waffenverkäufe in Höhe von 46,2 Milliarden US-Dollar, ein signifikanter Anstieg im Vergleich zu den 28,7 Milliarden US-Dollar des Vorjahres und somit ein neuer Rekord. Ein Großteil der Umsätze wurde durch die jüngsten Verkäufe von F-35- und F-16-Kampfjets generiert. Die USA genehmigten dieses Jahr den Verkauf von 40 F-16 an die Türkei und bis zu 40 F-35 an Griechenland.
Der Deal mit der Türkei war allerdings umstritten. Die Zustimmung zum F-16-Verkauf wurde erst erteilt, nachdem Ankara der NATO-Mitgliedschaft Schwedens zustimmte. Ursprünglich interessierte sich die Türkei für den F-35, den die USA als das fortschrittlichste Kampfflugzeug weltweit ansehen. Doch nach dem Erwerb des russischen S-400 Luftabwehrsystems wurden sie von der Teilnahme am F-35-Programm ausgeschlossen. Diese Entscheidung belastete die Beziehungen zwischen den USA und der Türkei erheblich.
Die Türkei kann aber rückblickend erleichtert sein, den F-35 nicht zu den hohen Systemkosten von 100 Millionen Dollar pro Stück erworben zu haben.
Neuesten Berichten zufolge sind nur etwa 55 Prozent der derzeit 450 großen F-35-Flotte begrenzt einsatzfähig. Diese Zahl liegt deutlich unter dem Ziel von 90 Prozent. Der Bericht des US-GAO (United States Government Accountability Office) vom September des Vorjahres zeigt auf, dass chaotische Zustände im Service- und Reparaturbereich für die schlechte Einsatzbereitschaft der F-35 verantwortlich sind.
Ein beträchtlicher Anteil der Jets ist nicht einsatzbereit, da sie auf Ersatzteile warten oder wegen unzumutbarer Wartungsanforderungen am Boden bleiben müssen. Verzögerungen bei den Depotreparaturen und ein Rückstand von über 10.000 zu reparierenden Teilen verschärfen das Problem. Es wird erwartet, dass der Mangel an Depot-Reparaturkapazitäten mindestens bis 2027 weiterbestehen wird.
Die andauernden logistischen und technischen Schwierigkeiten, einschließlich Verzögerungen beim Aufbau von Depot-Kapazitäten und unzureichender Zugang zu technischen Daten, werden durch unterbrochene Lieferketten aus China noch verschärft.
Trotz dieser erheblichen Probleme hält das Pentagon weiterhin an seinem ursprünglichen Plan fest, insgesamt 2.500 F-35 zu beschaffen, mit geschätzten Lebenszykluskosten von über 1,7 Billionen Dollar. Hiervon werden etwa 1,3 Billionen Dollar für Betrieb und Instandhaltung anfallen.
Auch Deutschland hat im Rahmen der NATO-Verteidigungsstrategie 35 dieser Jets zum überhöhten Preis von 8,3 Milliarden Dollar bestellt, was pro Flugzeug fast 240 Millionen Euro ausmacht. Diese Summe schließt wahrscheinlich bereits einen Teil der notwendigen Reparatur- und Servicekosten ein.
Bemerkenswert sind die Aussagen von General Geraghty während einer Pressekonferenz, in der er betonte, dass der Kauf amerikanischer Waffen anderen Ländern “dauerhafte Beziehungen” zu den USA sowie logistische Unterstützung sichere, welche bei Waffeneinkäufen aus China oder Russland nicht gegeben seien. Er merkte an, dass viele Länder festgestellt haben, dass billigere Waffenangebote von Nicht-Alliierten oft qualitativ minderwertig und langfristig teurer seien.
Was die Zusammenarbeit amerikanischer Rüstungskonzerne mit ukrainischen Unternehmen betrifft, so besteht große Zurückhaltung bezüglich Co-Produktionsverträgen. Die Hauptgründe sind die Unsicherheit in einem Kriegsgebiet und die weitverbreitete Korruption in der Ukraine. Darüber hinaus schreckt das Risiko der ungewissen Marktbedingung US-Firmen ab. Im Gegensatz dazu haben einige europäische Konzerne wie Rheinmetall bereits in der Ukraine investiert, begünstigt durch EU-Subventionen im Verlustfall durch Kriegshandlungen.
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