Die fortlaufenden Spannungen im Zahlungsverkehr zwischen Russland und China nehmen weiter zu, berichten Experten der Zeitung Iswestija. Selbst kleinere regionale chinesische Banken, die bis vor kurzem noch Geschäfte mit russischen Partnern abwickelten, verweigern nun vermehrt Transaktionen. Im Mai und Juni schien die Zusammenarbeit noch ungestört.
Früher galt die Annahme, dass gerade diese kleineren regionalen Banken in China weniger im Fokus der westlichen Aufsicht stehen und somit weniger durch die jüngsten Sanktionen beeinträchtigt würden. Doch die gegenwärtigen Herausforderungen scheinen stark von der Furcht vor amerikanischen Restriktionen beeinflusst zu sein, so die Einschätzung verschiedener Fachleute, die von der Zeitung befragt wurden.
Alexei Tarapowski, Gründer von Anderida Financial Group, erläuterte im Dialog mit Iswestija, dass diese Banken bisher als eine Art Ausweichmöglichkeit dienten und seit ein paar Monaten verstärkt Abrechnungen für den russischen Markt durchgeführt haben. Diese Entwicklung sei für die Banken eine zusätzliche Einnahmequelle gewesen. Jedoch könnten nun Warnungen von US-Seite sowie das damit verbundene Risiko die potenziellen Vorteile überschatten, warnte Tarapowski. Iswestija zitiert außerdem:
“Aktuell lehnen mehr als 98 Prozent der chinesischen Banken direkte Transaktionen mit Russland ab,” bestätigte Alexei Rasumowski, kaufmännischer Direktor bei Impaya Rus. “Das betrifft auch die regionalen Banken. Dies könnte zukünftig Schwierigkeiten bei Lieferungen nach Russland verursachen und möglicherweise Preissteigerungen nach sich ziehen”, fügte er hinzu und unterstrich: “Für russische Firmen ist es momentan schwer, in China Einkäufe zu tätigen.”
Russische und chinesische Unternehmen suchen daher nach alternativen Wegen, um die bestehenden westlichen Sanktionen zu umgehen. Eine Möglichkeit sind Zahlungsagenten, die Geldtransfers über Drittländer abwickeln. In den letzten drei Wochen ist die Nachfrage nach solchen Dienstleistungen sprunghaft angestiegen, berichten Branchenkenner.
Manche Firmen haben bereits alternative Lösungen gefunden und beginnen, mit Banken in Hongkong zusammenzuarbeiten, wo spezialisierte Organisationen sich um die Abwicklung von Zahlungen mit Russland kümmern.
Weitere Informationen – Russland: Probleme bei grenzüberschreitenden Zahlungen in Yuan