Die zunehmende Zusammenarbeit zwischen Moskau und Peking löst in Washington Beunruhigung aus. Diese politische und wirtschaftliche Partnerschaft zielt laut der New York Times auf eine Gegenposition zum Westen ab.
Die Zeitung wirft ein besonderes Licht auf die militärische Kooperation der beiden Länder und betrachtet sie als eine Herausforderung. Insbesondere die Durchführung von Militärmanövern in der Nähe strategisch wichtiger Regionen der USA wie Taiwan, Japan und Südkorea, sowie die gemeinsamen Patrouillen chinesischer und russischer Bomber nahe Alaska und Marineübungen im Südchinesischen Meer im Juli, intensivieren diese Besorgnis.
Laut Brian Hart vom “China Power Project” am Zentrum für strategische und internationale Studien in Washington hat die intensive Militärzusammenarbeit zwischen China und Russland eine klare Botschaft: “Peking ist sich bewusst, dass diplomatische und wirtschaftliche Maßnahmen allein nicht ausreichen, um seine Positionen gegenüber den USA zu verdeutlichen. Die militärische Partnerschaft mit Russland stärkt das Signal Chinas,” so Hart.
Die Zeitung merkt auch an, dass die Stärke der vereinten militärischen Kräfte Russlands und Chinas in Washington Zweifel schürt, ob die USA in einem potenziellen Konflikt in Asien siegreich sein könnten. Besondere Sorgen bereitet dabei die Bomberpatrouille, die im Juli nahe Alaska durchgeführt wurde.
Alexander Koroljow, ein Experte für russisch-chinesische Beziehungen an der University of New South Wales in Sydney, erklärte, dass China Moskau als essenziellen Verbündeten neben den USA sieht. “China hat geopolitisch eine schwierige Position und keine Verbündeten. Russland ist das einzige Land, das diese Situation verändern könnte,” so Koroljow.
Oriana Skylar Mastro, Forscherin für internationale Studien an der Stanford University, betont dagegen die strategische Bedeutung der Zusammenarbeit: Das große russische Atomwaffenarsenal und die lange gemeinsame Grenze könnten im Konfliktfall eine wichtige Rolle spielen. “In einem langanhaltenden Krieg würde diese Unterstützung es erheblich schwieriger machen, China zur Aufgabe zu zwingen,” analysiert Mastro.
Trotz der Bemühungen beider Länder, ihre Armeen zu integrieren, erreichen sie nicht die Integrationsebene der US-Streitkräfte mit der NATO. Dennoch wird die verstärkte Kooperation zwischen China und Russland von der US-Regierung sehr ernst genommen, so die Zeitung.
Verteidigungsanalyst und ehemaliger chinesischer Militäroffizier Song Zhongping deutet an, dass solche Übungen als Antwort auf den amerikanischen Druck zunehmen und konkret auf die US-Vorherrschaft und deren Bündnisse abzielen. “Obwohl wir betonen, dass die Übungen keine dritte Partei im Visier haben, richten sie sich tatsächlich gegen die US-Hegemonie und deren Strategie, China einzudämmen,” erklärt Song.
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