Ralf Hermes, der Chef der Innovationskrankenkasse (IKK), schlägt vor, dass Kassenpatienten eine private Zusatzversicherung für Facharztbehandlungen abschließen sollten. Laut einem Bericht von t-online am Montag, müssen Versicherte bei diesem Modell Kosten bis zu einem Selbstbehalt von 2.000 Euro selbst tragen.
Behandlungskosten, die diesen Betrag nicht überschreiten, würden durch die private Versicherung ganz oder teilweise gedeckt, abhängig von der jeweiligen Versicherungspolice. Die gesetzliche Krankenversicherung würde dann nur für Behandlungen aufkommen, die mehr als 2.000 Euro kosten. Hermes erklärte das Konzept wie folgt:
“Der Versicherte entscheidet sich für eine fachärztliche Betreuung bis zu einem Selbstbehalt von 2.000 Euro und erhält im Gegenzug von der Versicherung eine Prämie, zum Beispiel in Höhe von 600 Euro.” Dieses Geld könnte zur Finanzierung einer privaten Zusatzversicherung für Facharztbesuche verwendet werden, wobei der Versicherte dann als Privatpatient behandelt wird. Hermes sieht in diesem Ansatz eine Möglichkeit, Kosten zu sparen.
Nach Hermes’ Auffassung könnte dadurch “die Zahl der unnötigen Facharztbesuche reduziert und die Versicherten zur Übernahme mehr Verantwortung bewegt werden”. Er kritisierte auch die hohe Frequenz, mit der gesetzlich Versicherte Ärzte aufsuchen würden und bemängelte: “Wir können uns dieses Flatrate-Modell nicht länger leisten.”
Ein Vertreter des Bundesgesundheitsministeriums äußerte sich kritisch zu Hermes’ Vorschlag. Wie das Deutsche Ärzteblatt berichtete, sagte der Sprecher am Dienstag, dass eine solche freiwillige private Versicherung für fachärztliche Behandlungen für das Gesundheitsministerium nicht zur Diskussion stehe.
Stattdessen sollten Versicherte die Möglichkeit haben, Wahltarife zu wählen, die es ihnen erlauben, ihre Versicherungsleistungen im Krankheitsfall selbst zu bestimmen. Andreas Gassen, der Vorsitzende der Kassenärztlichen Vereinigung, betonte gegenüber dem Deutschen Ärzteblatt die Bedeutung von Wahlmöglichkeiten innerhalb der gesetzlichen Kassen. Er kommentierte:
“Für gesetzlich Versicherte, den Zugang zu besonders nachgefragten Fachärzten von einer privaten Zusatzversicherung abhängig zu machen, wäre ein Armutszeugnis für die gesetzliche Krankenversicherung.”
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