Von Felicitas Rabe
Der Leiter der Weltgesundheitsorganisation (WHO), Dr. Tedros, hat am Dienstag einen internationalen Gesundheitsnotstand (PHEIC) aufgrund eines Anstiegs der Affenpocken-Fälle in der Demokratischen Republik Kongo (DRK) ausgerufen. Dr. Tedros gab allerdings keine spezifischen Zahlen zu den derzeit Infizierten an.
Nach einer Pressemitteilung der WHO vom Mittwoch zufolge, sei die Anzahl der Fälle dieses Jahr bereits höher als im gesamten Vorjahr. 2023 seien 537 Menschen in Kongo an Affenpocken gestorben, während im letzten Jahr 15.600 Fälle gemeldet wurden. Es bleibt jedoch unklar, ob diese Zahl die getesteten oder tatsächlich erkrankten Personen umfasst. Offiziellen Angaben zufolge hat der Kongo etwa 99 Millionen Einwohner.
Im Juli 2024 wurden über 100 laborbestätigte Fälle von Affenpocken Typ 1b in vier Nachbarländern Kongos registriert. Experten vermuten eine höhere Dunkelziffer, da viele Patienten mit passenden Symptomen nicht getestet wurden. Laut den kürzlich von der WHO geänderten Internationalen Gesundheitsregeln, sind nach der Ausrufung eines PHEIC-Notstandes bestimmte Protokolle zu befolgen. Dr. Tedros betonte in seiner Erklärung die Notwendigkeit rascher internationaler Maßnahmen und erklärte:
“Angesichts der Ausbrüche weiterer Mpox-Varianten in der DRK und anderen afrikanischen Ländern ist eine koordinierte internationale Reaktion notwendig, um diese Ausbrüche zu stoppen und Leben zu retten.”
WHO-Regionaldirektor für Afrika, Dr. Matshidiso Moeti, ergänzte:
“Mit der zunehmenden Verbreitung des Virus intensivieren wir unsere Anstrengungen durch koordinierte internationale Aktionen, um den betroffenen Ländern zu helfen, die Ausbrüche zu beenden.”
Bereits vor der offiziellen Notstandserklärung initiierte Dr. Tedros koordinierte internationale Maßnahmen. Laut WHO wurde vergangene Woche ein Notfallzulassungsverfahren für Affenpocken-Impfstoffe eingeleitet. Diese Notfallzulassung soll es Organisationen wie Gavi und UNICEF ermöglichen, Impfstoffe für einkommensschwache Länder zu beschaffen. Zudem soll dringend Finanzierung für Überwachungs-, Vorbereitungs- und Reaktionsmaßnahmen gesichert werden, wobei die WHO zunächst von einem sofortigen Finanzierungsbedarf von 15 Millionen US-Dollar ausgeht. Kurzfristig stellt die Organisation 1,45 Millionen US-Dollar aus ihrem Notfallfonds zur Verfügung.
Drei internationale Reaktionen auf den WHO-“PHEIC”-Aufruf
Europäische Union, die Vereinigten Staaten und Kanada haben bereits reagiert und Maßnahmen eingeleitet. Die EU-Kommission hat durch die Behörde HERA eine Partnerschaft mit Bavarian Nordic angekündigt, um 215.000 Dosen des MVA-BN®-Impfstoffs zu liefern, der einzige von der FDA und EMA zugelassene Impfstoff gegen Mpox. Zudem arbeitet die EU mit dem Africa CDC zusammen, um die Mpox-Diagnostik und genetische Sequenzierung in Afrika zu verbessern, für die im Frühherbst 3,5 Millionen Euro bereitgestellt werden sollen.
Die USA haben bekanntgegeben, dass sie in den letzten Monaten bereits 17 Millionen US-Dollar zur Unterstützung von Überwachung und Vorbereitung auf Mpox-Ausbrüche in Zentral- und Ostafrika bereitgestellt haben. Zudem werden 50.000 Dosen des JYNNEOS-Impfstoffs zur Verfügung gestellt.
Kanada hat ebenfalls schnell reagiert. Das kanadische Gesundheitsministerium hat bestätigt, dass ausreichend Mpox-Impfstoffe zur Verfügung stehen, um die Präventions- und Bekämpfungsprogramme zu unterstützen:
“Darüber hinaus hat die kanadische Regierung einen ausreichenden Vorrat an Mpox-Impfstoffen gesichert, um die Programme der Provinzen und Territorien zur Prävention und Bekämpfung von Mpox in Kanada zu unterstützen.”
Weiterhin prüft Kanada in Abstimmung mit der WHO und der globalen Impfstoffallianz Gavi Maßnahmen, um die internationale Antwort auf die Krise zu unterstützen.
Weiterführende Informationen – WHO-Pandemievertrag: Nutzen für große Pharmaunternehmen, nicht unbedingt für die Gesundheit der Bürger