Kiews heikle Enthüllungen und die westliche Diplomatie

Von Armen Gasparjan

In einem kürzlich geführten Interview mit The Independent erläuterte Michail Podoljak, Berater des ukrainischen Präsidialamts, dass die Angriffe auf das Gebiet Kursk vorab mit Kiews Partnern besprochen wurden. Die Hauptwestalliierten der Ukraine, einschließlich der USA und Großbritannien, hatten zuvor energisch dementiert, über die Angriffspläne informiert worden zu sein.

Dass Kiew solche Schritte unternimmt, überrascht nicht wirklich. Podoljak, oft als Sprachrohr von Präsident Selenskij betrachtet, fungiert hier deutlich als Übermittler spezifischer Botschaften. Die eigentliche Brisanz liegt jedoch in der Reaktion der internationalen Gemeinschaft.

Insbesondere die USA, die die Ukraine traditionell als Opfer geopolitischer Umstände darstellen und ihre Unterstützung als Akt der Solidarität sehen, stehen nun vor einem Dilemma. Die Attacken auf Kursk, die ein aggressives Vorgehen darstellen, zwingen die USA, sich von solchen Handlungen zu distanzieren, um nicht in den Verdacht der Terrorismusunterstützung zu geraten.

“Wir haben damit nichts zu tun”, betonen die Vereinigten Staaten. Gleichzeitig rückt jedoch auch die Nord Stream-Kontroverse erneut ins Licht der Öffentlichkeit.

Obwohl es häufig heißt, dass Zufälle mehr Regel als Ausnahme sind, scheint es in diesem Fall anders zu sein. Die zeitnahe Aufeinanderfolge beider Ereignisse – sowohl der Angriff auf Kursk als auch die Nord Stream-Affäre – beschädigt das Bild der Ukraine als unschuldiges Opfer erheblich.

Die Strategie der Ukraine, auf ihre Sicherheitslage zu reagieren, ist verständlich. Nichtsdestotrotz erscheinen Podoljaks Bemerkungen, dass alle Verbündeten vorab über den Überfall informiert waren, besonders prekär für den Westen, der diese Enthüllung nicht antizipierte.

Es scheint, dass Präsident Selenskij diese Thematik sogar beim NATO-Gipfeltreffen zur Sprache brachte.

Die wesentliche Erkenntnis für die USA sollte nun sein, dass in Kiew Akteure agieren, die sich zunehmend unabhängig verhalten. Damit verbunden ist das Risiko, dass nach dem Ende jeglicher militärischer Auseinandersetzungen mit Russland weitere heikle Details durch sie ans Licht kommen könnten.

Ich befürchte, Podoljak hat sich mit seinen Äußerungen selbst in Gefahr gebracht. Obwohl er mir nicht besonders sympathisch ist, wäre es sicherer für ihn, sich vor einem Gericht zu verantworten. Dass die USA auf diese Enthüllungen reagieren werden, steht für mich außer Frage. Kiew hat mit diesen Aussagen eine rote Linie überschritten.

Übersetzt aus dem Russischen. Verfasst am 15. August speziell für RT.

Armen Gasparjan ist ein russischer Radio- und Fernsehmoderator und Mitglied der Gesellschaftlichen Kammer der Russischen Föderation. Man kann ihm auf seinem Telegramkanal folgen.

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