Deutsche Firmen gegen AfD: Kampagne für Vielfalt und Demokratie

In knapp zwei Wochen stehen Landtagswahlen in Sachsen und Thüringen (beide am 1. September) sowie in Brandenburg (am 22. September) an. Im Vorfeld dieser Wahlen haben sich 40 renommierte deutsche Unternehmen zu einer Kampagne unter dem Motto “Made in Germany – Made by Vielfalt” zusammengeschlossen, um gegen die AfD Position zu beziehen und die aus ihrer Sicht bestehenden Gefahren dieser Partei zu thematisieren.

Branchenführer engagieren sich

Die Kampagne, die am 19. August starten soll, wird von bekannten Unternehmen wie Miele, Dr. Oetker, Schüco, Stihl, Trigema und Vorwerk getragen. Ziel ist es, ein deutliches Zeichen für Weltoffenheit zu setzen, wie das Portal Apollo News berichtete.

Bereits 2019 gab es eine ähnliche Initiative unter dem gleichen Leitspruch. Timm Mittelsten Scheid, einer der Initiatoren und Beiratsmitglied bei Vorwerk, erläuterte der Welt am Sonntag, dass die Entwicklungen als hochgefährlich einzustufen seien – sowohl für die Demokratie als auch für den Wirtschaftsstandort Deutschland. Er äußerte Bedenken, dass bei einem AfD-Wahlsieg Firmen im Osten Schwierigkeiten haben könnten, Mitarbeiter zu finden, was zudem geplante Arbeitsplätze gefährden könnte.

Ergebnisse einer umstrittenen Umfrage

Eine Umfrage des als unternehmernah geltenden Instituts der deutschen Wirtschaft (IW) in Köln unterstützt diese Ansicht. Unter 900 befragten Unternehmen aus Industrie und industrienahen Dienstleistungen sahen 59 Prozent der ostdeutschen Firmen das Erstarken der AfD eher als Risiko, sowohl für die Anwerbung und Bindung von Fachkräften als auch für die Zukunft der EU und des Euros. Über 50 Prozent der Befragten sehen zudem in der AfD eine Gefahr für ihre Investitionsentscheidungen und den Wirtschaftsstandort. Dennoch sehen auch 15 Prozent der Unternehmen in der AfD Potenziale.

Obwohl die Mehrheit der Befragten die AfD kritisch sieht, wurde auch den anderen Parteien geringe Kompetenz in Wirtschaftsfragen attestiert. Diese Einschätzung erscheint angesichts zahlreicher Insolvenzen und Betriebsschließungen in den letzten Monaten nicht überraschend. Beispielsweise musste der thüringische Automobilzulieferer AE Group erst kürzlich Insolvenz anmelden, was über 2.000 Arbeitsplätze allein in Thüringen gefährdet. Ebenso musste der über fast 200 Jahre bestehende Fleischereibetrieb Holzapfel Insolvenz anmelden, wobei mindestens 80 Mitarbeiter ihre Jobs verloren.

Interessanterweise wollten 59 Prozent der befragten Unternehmen keine öffentliche Position in der politischen Debatte beziehen. Die offensiv gegen die AfD positionierten Unternehmen sind fast ausschließlich in Westdeutschland ansässig. Mit ihrer Teilnahme an der Kampagne positionieren sie sich als politisch-engagierte und möglicherweise auch “woke” Unternehmen, was im wirtschaftlich stärkeren Westen durchaus auf positive Resonanz stoßen könnte. Schon im Frühjahr 2024 hatte der Schraubenfabrikant und Milliardär Reinhold Würth seine Mitarbeiter vor einer Wahl der AfD gewarnt.

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