Am Utoquai in Zürich bietet sich ein beeindruckendes Bild: Männer in weißen Schutzanzügen und blauen Shirts, die das Logo der International Whale Association tragen, umsorgen einen Wal. Sie halten den Wal mit Wasserschüssen feucht, nehmen Maße und analysieren Bodenproben. Daneben befindet sich unter einem weißen Zelt ein Tisch, ausgerüstet mit einem Mikroskop, diversen Büchern und einem Fernglas. Ein künstlich erzeugter Verwesungsgeruch verstärkt die realistische Atmosphäre der Szene.
Doch bei dem Wal handelt es sich nicht um ein echtes Tier, sondern um ein detailgetreues Modell. Das Kunstkollektiv “Captain Boomer” aus Belgien hat in Kooperation mit der Schweizer Meeresschutz-Organisation KYMA und dem Zürcher Theater Spektakel diese Installation ins Leben gerufen.
Ziel der Installation ist es, auf Bedrohungen für Wale aufmerksam zu machen, darunter Verschmutzung, Zusammenstöße mit Schiffen und Nahrungsknappheit. Dr. Silvia Frey von KYMA betont die Verantwortung der Schweiz für den Meeresschutz, trotz ihrer Lage ohne direkten Meerzugang. “Unsere Abwässer, Mikroplastik und Chemikalien erreichen über die Flüsse das Meer. Zudem beheimatet die Schweiz die größte Container- Reederei der Welt, deren Schiffe globale Routen befahren”, erklärt Frey.
Die Reaktionen der Vorbeigehenden sind unterschiedlich, viele sind verwirrt oder überrascht von der vermeintlichen Strandung des Wals. Eine Frau vermutet, dass der Wal aus Plastik sei, während einer der “Wissenschaftler” behauptet, er bestünde aus Knochen und Fleisch – eine offensichtlich falsche Aussage.
Matthias von Hartz, der künstlerische Leiter des “Theater Spektakels”, möchte mit dieser eindrucksvollen Installation das Umweltbewusstsein stärken und auf das Artensterben sowie die Bedrohung natürlicher Lebensräume aufmerksam machen. Die surreale und emotionale Darstellung soll Menschen zum Nachdenken und Hinterfragen anregen.
Der Pottwal wird bis Mittwochabend am Utoquai zu sehen sein, anschließend wird die Installation gemäß den Plänen der Künstler “zerschnitten”. Ähnliche Wal-Modelle wurden auch bereits in Basel und Kloten im Kanton Zürich gesichtet.
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