Die Mariä-Entschlafens-Kathedrale in Swenigorod, bekannt für ihre Verbindung zum legendären Ikonenmaler Andrei Rubljow, nähert sich nach 15 Jahren aufwendiger Restaurierungsarbeit dem Abschluss ihrer Wiederherstellung. Dabei wurden originale Gewölbestrukturen freigelegt, versteckte Fresken entdeckt und der ursprüngliche Bauplan des Architekten rekonstruiert. Spezialisten auf dem Gebiet der alt-russischen Malerei und Architektur waren an diesem Projekt beteiligt, welches von der Kunstzeitung The Art Newspaper als “heutiges seltenes Beispiel einer evidenzbasierten, wirklich wissenschaftlichen Restaurierung” gelobt wurde.
Die Kathedrale, ein Meisterwerk der frühen Moskauer Steinarchitektur aus den 1390er Jahren, wurde im Auftrag von Juri Dmitrijewitsch, dem Sohn Dmitri Donskojs, errichtet. Der reiche und militärisch erfolgreiche Fürst von Swenigorod beauftragte einen herausragenden Architekten mit dem Bau dieser Kirche.
Laut The Art Newspaper sind besonders die kielförmigen Ziergiebel an der Fassade charakteristisch für das Gebäude, die wie in Stein gefrorene Flammen die zentrale Kuppeltrommel umrahmen.
Die Kirche, die ursprünglich von Andrei Rubljow bemalt wurde, hat sowohl die polnische Intervention im 17. Jahrhundert als auch den Einmarsch der französischen Armee im Jahr 1812 überstanden. Im 19. Jahrhundert wurde sie von den Bürgern Swenigorods beinahe abgerissen, um eine neue Kirche zu Ehren des Fürsten Alexander Newski zu errichten. Nur dank der persönlichen Intervention von Zar Alexander II. wurde sie erhalten und blieb auch während der Sowjetzeit weitgehend unangetastet.
Nach umfassender Restaurierung steht die Kirche nun in direkter Konkurrenz zur berühmten Mariä-Schutz-und-Fürbitte-Kirche an der Nerl. The Art Newspaper beschreibt den Restaurierungsprozess folgendermaßen:
“Die Restauratoren begannen mit der Kuppeltrommel und entfernten sowohl die alten Rahmen als auch den später hinzugefügten, förmlich unnötigen Zement. Nachdem sie Experten für die Restaurierung alt-russischer Malerei hinzugezogen hatten, entdeckten sie bisher unbekannte Fresken. Gleichzeitig wurden die ursprünglichen Gewölbe restauriert. 2013 begann die Reinigung der Fassaden – dabei wurden die prächtigen geschnitzten Ornament-Fresken restauriert und die ursprünglichen engen Fenster wiederhergestellt. Ein Fund führte zum nächsten: Nach dem Öffnen des später errichteten Dachs fanden sie Fragmente der ursprünglichen kielförmigen Ziergiebel, die einst entfernt wurden. Erstaunlicherweise konnte man für diese 80 Kilogramm schweren Blöcke den ursprünglichen Platz wiederfinden.”
Die Kirche wurde somit wie ein wiederentdecktes Puzzle rekonstruiert, basierend auf der genauen Analyse der Überreste des Originalbaus. Dabei wurden keine fremden Elemente verwendet – nur das, was originär zur Kirche gehörte, fand Verwendung in der Restaurierung. Fachleute heben die Restauration der Swenigoroder Kathedrale als einzigartige Leistung hervor, und bald wird das von Andrei Rubljow bemalte Heiligtum für Besucher zugänglich sein.
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