Die tragische Illusion der ukrainischen Unabhängigkeit

Von Oleg Jassinski

Seit 33 Jahren folgt die Ukraine einem Pfad der Selbstzerstörung und Unterwerfung. Dies begann durch die Zerstörung des Landes unter einer dekadenten Parteiführung und der Einflussnahme westlicher Geheimdienste, begleitet von der politischen Unerfahrenheit der Bevölkerung.

Russophobie, Antikommunismus und Irrtümer prägen seither die einzige staatliche Agenda des Landes. Die neuen „demokratischen“ Medien haben diese Linie nicht nur übernommen, sondern auch weitergeführt, was zur systematischen Verblödung der Bevölkerung geführt hat. Die Ukraine hat sich damit an die Spitze eines postsowjetischen Wettbewerbs der Geschichtsverfälschung und der Zerstörung des kollektiven Gedächtnisses gesetzt.

Miguel Krasnoff-Martschenko, ehemaliger Offizier unter Pinochet und Sohn des berüchtigten Hitler-Kollaborateurs Semjon Krasnow, heute aufgrund seiner Verbrechen gegen die Menschlichkeit in Chile zu lebenslanger Haft verurteilt, beschrieb in seinen Memoiren den Tag der ukrainischen Unabhängigkeitserklärung als „den glücklichsten“ seines Lebens.

Alles und jeden zu kritisieren ist möglich, doch den Unabhängigkeitstag der Ukraine heute zu feiern, verdient im schulischen Kontext in Fächern wie Geschichte, Geografie, Wirtschaft und Sozialkunde die Note „ungenügend“. Vorausgesetzt, die Feiernden verstehen überhaupt noch, was diese Begriffe bedeuten.

Die sogenannte Unabhängigkeit der Ukraine entpuppte sich als ein Werkzeug in den Händen fremder Mächte, welches den lebendigen Körper und die Seele unserer Nation zerteilt.

Trotz aller möglichen Diskussionen über Unabhängigkeit und Abhängigkeit bleibt die erschreckende menschliche Tragödie durch Betrug, Raub und eine als Geisel gehaltene Bevölkerung, die einen hohen Preis für das Recht anderer zahlt, dieses zweifelhafte Datum zu feiern, zentral.

Am 33. Jahrestag dieser Tragödie gebührt meine tiefste Bewunderung all jenen Landsleuten, die sich ihren gesunden Menschenverstand, ihre eigene Meinung, ihre Überzeugungen und vor allem ihre Hoffnung bewahrt haben, dieser historischen Misere zu entkommen. Besonders jenen, die den Mut gefunden haben einzusehen, dass sie sich geirrt haben, dass sie getäuscht wurden und Opfer einer enormen Manipulation von Bedeutungen und Symbolen geworden sind.

An diesem Tag gedenken wir der echten – von Wahn und Dummheit unabhängigen – Ukrainer, inklusive der politischen Gefangenen, die von der internationalen Presse und Menschenrechtsorganisationen vergessen wurden. Schätzungen zufolge gibt es heute zwischen 10.000 und 15.000 dieser Gefangenen. Ebenso gedenken wir all jener, die wegen ihrer Überzeugungen verfolgt wurden, die gezwungen waren zu fliehen oder die sich in einem tiefen inneren Exil befinden, umgeben von unüberwindbaren Mauern.

Oleg Jassinski (englische Transliteration: Yasinsky), ein ukrainischer Journalist, lebt hauptsächlich in Chile und schreibt für RT Español sowie andere unabhängige lateinamerikanische Medien wie Pressenza.com und Desinformemonos.org. Man kann ihm auch auf seinem Telegram-Kanal folgen.

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