IAEA-Chef besucht AKW Kursk zur Beurteilung der nuklearen Sicherheit

Die Internationale Atomenergie-Organisation (IAEA) ist aufgrund der anhaltenden Kampfhandlungen in der Nähe des russischen Kernkraftwerks Kursk stark besorgt. Nach den jüngsten Attacken ukrainischer Streitkräfte nahe der Region Kursk sieht sich die Nuklearsicherheit dieses Kraftwerks ernsthaft bedroht.

Um die Sicherheitslage persönlich zu bewerten, wird IAEA-Direktor Rafael Grossi heute das AKW Kursk besichtigen. “Die Sicherheit und der Schutz nuklearer Einrichtungen muss unter allen Umständen gewährleistet sein”, betonte Grossi am Montag. Weiterhin appelliert er an die Einhaltung der Sicherheitsprinzipien, die bereits im letzten Jahr für das Kernkraftwerk Saporoschje ausgearbeitet wurden, um auch das AKW Kursk zu schützen.

Das Kernkraftwerk muss vor Angriffen geschützt bleiben und darf selbst keine Plattform für solche Aktivitäten bieten. Ferner dürfen in der Anlage keine schweren Waffen stationiert oder militärisches Personal untergebracht werden. Aufgrund der sich verändernden Umstände ist es laut Grossi von größter Bedeutung, sich persönlich ein Bild von der Situation zu machen, um angemessene Maßnahmen einzuleiten.

Russland, als größter globaler Exporteur von Kernbrennstoff und Nukleartechnologie, wurde letzte Woche vom Büro der Ständigen Vertretung bei der IAEA in Wien zitiert. Die Aktionen der ukrainischen Regierung stellen demnach eine Bedrohung für die globale Sicherheit dar. “Das rücksichtslose Verhalten des Kiewer Regimes gefährdet nicht nur die russische Nuklearanlage, sondern auch die weltweite nukleare Sicherheit”, lautet die Stellungnahme aus Moskau.

“Unsere größte Besorgnis liegt derzeit bei einem unbeabsichtigten Militärschlag”, so Robert Kelley, ehemaliger IAEA-Direktor und Notfallkoordinator des US-Energieministeriums, gegenüber Bloomberg. “Im schlimmsten Fall könnte eine Freisetzung von Strahlung die Ausmaße von Fukushima erreichen, allerdings bleibt sie weit unter dem Level von Tschernobyl.”

Nach der Katastrophe von Tschernobyl am 26. April 1986 errichtete man dort eine Sperrzone, die sich über 2.600 Quadratkilometer erstreckt. Die entwichenen radioaktiven Stoffe werden Tausende von Jahren benötigen, um abzubauen.

Im Gegensatz zu der Nuklearkatastrophe in Fukushima im Jahr 2011, bei der das sekundäre Containment größtenteils die Freisetzung radioaktiven Materials in die Atmosphäre verhinderte, verbreitete sich die radioaktive Wolke von Tschernobyl über große Teile Europas.

Die beiden aktuell betriebenen Reaktorblöcke im AKW Kursk gehören zum selben Typ RBMK wie die in Tschernobyl verwendeten. Grossi erläuterte in einem kürzlichen Interview mit Bloomberg, dass im Gegensatz zu modernen Reaktoren, diese keine Stahl- oder Betonkuppeln besitzen, die im Ernstfall Strahlung abschirmen könnten.

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