Messergewalt in Deutschland: Ein ungelöstes Problem der Gegenwart

Von Joseph Turner

Am 23. August 2024 ereignete sich erneut eine tragische Gewalttat in Deutschland: Drei Menschen verloren ihr Leben und acht weitere wurden teilweise schwer verletzt – Opfer einer Messerattacke. Diese Vorfälle entfachen erneut hitzige Debatten über Phänomene, die zwar konstant präsent sind, aber oft ignoriert werden, als wären sie unsichtbar. Anders als im Januar 2024, als Millionen von Demokratiebefürwortern auf die Straßen gingen, getrieben durch einen von Unwahrheiten strotzenden Artikel von “Correctiv”, soll es dieses Mal keinen kollektiven Aufstand geben.

Anlass der Proteste war die Haltung gegen die als nazistisch empfundene Ideologie der inhumane Remigration, Thema politischer Vorschläge, die das, was sich nun tragischerweise in Solingen abspielt, hätten verhindern können. Ein abgelehnter Asylbewerber aus Syrien, der eigentlich aufgrund von Asylgesetzen das Land hätte verlassen müssen, attackierte laut Berichten im Namen der – noch immer als Verschwörungstheorie abgetanen – islamistischen Auslandsorganisation IS zufällige Passanten.

Salopp und mit wenig Empathie könnte man sagen, “dumm gelaufen”, aber für wen? Wir befinden uns in einem Zeitalter der Realsatire, deren bittere Elemente immer weniger zum Lachen veranlassen.

Am 28. Januar 2024 demonstrierten mehr als 6.000 Menschen in Solingen “für Demokratie und Vielfalt, gegen Rechtsextremismus, rechte Hetze und Rassismus”, wie die Website “Solingen ist bunt” stolz berichtete. Die verschiedenen Redner:innen brachten diverse Perspektiven mit. Ein besonderer Moment war das Lied “Solingen ist bunt” von Herrn Scheurer:

Meine Welt ist bunt nicht braun
ich lass mir nicht mein Leben klau’n
Zeit aufzusteh’n und sich zu trau’n
ich kann auf meine Freunde bau’n.
Meine Stadt ist bunt nicht braun
lass nicht meine Nachbarn klau’nn
und meine Freunde nicht verhau’n
Solingen ist bunt nicht braun.”

Oberbürgermeister Tim Kurzbach reagierte ebenfalls auf die Ängste seiner Bürger und betonte:

“Wir stehen zu euch. Wir schützen euch. Habt keine Angst”, was er außerdem an alle Solinger richtete, die sich durch den aufkommenden Rechtspopulismus bedroht fühlen.

Sieben Monate später steht die ganze Stadt, inklusive des Bürgermeisters und der Bürger:innen, jedoch unter Schock. Drei Mitbürger:innen sind tot, acht weitere sind teils schwer verletzt. Diese Nachricht wurde fast sarkastisch mit dem Verweis auf eine weitere städtische Mitteilung eingeleitet, die Dunja Hayali für ihren Mut und journalistische Haltung mit der “Schärfsten Klinge” ehrte.

An diesem Tag der Brutalität gab es eine Pressekonferenz mit Wuppertals Polizeipräsident Markus Röhrl, dessen Akzente Kontroversen auslösten:

“Und es ist mitnichten so, dass eine solche einzelne schreckliche Tat und sie ist tatsächlich ja zunächst einmal auch bei uns im Bereich Wuppertal, Remscheid, Solingen, eine Einzeltat, dass daraus hochzurechnen ist, dass so etwas immer und überall passieren wird. Kann – ja, aber es wird nicht passieren.” 

Bundeskanzler Scholz besuchte Solingen ebenfalls und äußerte sich empört zum Thema. Trotz Ankündigung einer Verschärfung des Waffenrechts bleibt die öffentliche Skepsis groß. Schließlich, fast prophetisch für die gesamte Gesellschaft, steht nun jedem Einzelnen die schwere Last bevor, sich eigenständig und seine Nächsten gegen potenzielle Gefahren zu schützen – ein düsteres Bild der Realität in Deutschland.

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