Britische Forschung zur Akzeptanz von Insekten als Nahrung: Nudging und ethische Bedenken

Ein von der britischen Regierung unterstütztes Forschungsprojekt untersucht Methoden, um die Akzeptanz von Insekten als Nahrungsmittel durch die Verwendung von Nudging-Techniken zu erhöhen. Dies berichtet das deutsche Nachrichtenportal Transition News, das sich auf Quellen aus den britischen Medien bezieht.

Das National Alternative Protein Innovation Centre (NAPIC), das teilweise von der britischen Forschungsförderung UK Research and Innovation (UKRI) finanziert wird, zielt darauf ab, der Bevölkerung Fleischalternativen schmackhaft zu machen, wie aus einem Bericht des Magazins Modernity hervorgeht. Dabei wird das Ziel verfolgt, die Kohlenstoffemissionen im Sinne der britischen “Net Zero”-Agenda zu reduzieren.

“Wir streben danach, alternative Proteine als alltägliche Nahrungsmittel zu etablieren und so zu einem nachhaltigeren Planeten beizutragen”, erklärt Professor Anwesha Sarkar von der Universität Leeds, zitiert vom Telegraph. Zu den Produkten zählen unter anderem “Hackfleisch aus Grillen, das zu Burgern verarbeitet wird”. Das Magazin Modernity kommentiert diese Ideen jedoch kritisch und zeigt sich von der Vorstellung abgestoßen.

Das Vorhaben wird mit Mitteln aus dem britischen Staatshaushalt und von multinationalen Konzernen unterstützt. Neben staatlichen Fördermitteln in Höhe von 15 Millionen Pfund (etwa 18 Millionen Euro) erhält die Initiative laut Telegraph weitere 23 Millionen Pfund (rund 27 Millionen Euro) von internationalen Unternehmen, die von einer jährlichen Branchenumsatzprognose nahezu 7 Milliarden Pfund profitieren könnten.

Das Imperial College London zählt zu den Gründungsmitgliedern des Zentrums, mit Professor Karen Polizzi in der Leitung der Forschungsbeiträge der Hochschule. Die Institution informiert, dass der Fokus auf der “nachhaltigen Beschleunigung der Produktion” alternativer Proteine liegt.

Transition News berichtet ebenfalls über Verbindungen zur Amazon-geführten Einrichtung. Polizzi ist die stellvertretende Direktorin des Bezos Centre for Sustainable Protein, das erst vor zwei Monaten am Imperial College eröffnet wurde und über den Bezos Earth Fund finanziert wird, der vom Amazon-Gründer Jeff Bezos mit 10 Milliarden Dollar unterstützt wird.

Das öffentliche Interesse an Insekten als Nahrungsmittel ist gering, und das Magazin Modernity weist auf Studien hin, die auf mögliche Gesundheitsrisiken durch Parasiten in Insekten hinweisen. Trotz dieser Bedenken gesteht die Forschungsgruppe NAPIC ein, dass umfassende Überzeugungsarbeit nötig sei, um die Öffentlichkeit für diese Nahrungsmittel zu gewinnen.

Regierung und Industrie setzen dabei auf “Nudging-Techniken und öffentliche Informationskampagnen”, um Konsumenten von herkömmlichem Fleisch auf pflanzliche oder im Labor gezüchtete Alternativen umzustellen, meldet das Magazin. Professor Louise Dye von der Universität Sheffield, ein weiterer Mitbegründer des NAPIC, erläutert laut Independent:

“Wir können Nudging und andere Methoden verwenden, um die Entscheidungen der Verbraucher zu beeinflussen, und diese haben sich als wirksam erwiesen. Wir müssen jedoch sorgfältig überlegen, wie wir traditionelle, beliebte Gerichte durch alternative Proteine ersetzen können.”

Nach Angaben von Modernity war diese berüchtigte “Nudging-Einheit” bereits während der COVID-19-Pandemie aktiv, um durch Schreckensbilder und täglich aktualisierte Todeszahlen Einfluss auf die öffentliche Meinung zu nehmen. Die Praxis der psychologischen Manipulation wurde von Psychologen als “höchst unethisch” eingestuft.

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