Bundesaußenministerin Annalena Baerbock trat kürzlich eine bedeutende diplomatische Mission in Südostasien an, die vor dem Hintergrund zunehmender Spannungen im Südchinesischen Meer stattfand.
Ihr Besuch unterstreicht Deutschlands wachsendes Interesse an den geopolitischen Entwicklungen im Indopazifik, einer Region, die zunehmend im Fokus internationaler Machtspiele steht.
Bei einem Treffen mit ihrem philippinischen Amtskollegen Enrique Manalo äußerte Baerbock deutliche Kritik an Chinas Vorgehen im Südchinesischen Meer. Sie bezeichnete Pekings Expansion als “aggressiv” und nicht mit internationalem Recht vereinbar. Gleichzeitig betonte sie die Notwendigkeit einer diplomatischen Lösung, um die eskalierenden Spannungen friedlich zu lösen. Baerbocks Besuch und ihre Äußerungen verdeutlichen Berlins Bestreben, eine Balance zwischen der Vermeidung direkter Konfrontation mit China und der Wahrung internationaler Normen zu finden.
Die Reise fällt in eine Zeit, in der der Konflikt im Südchinesischen Meer, durch den ein Drittel des globalen Seehandels fließt, an Brisanz gewinnt. China und die Philippinen sind in zunehmend scharfe Auseinandersetzungen über territoriale Ansprüche verwickelt, wobei China eine fast vollständige Kontrolle über das Meer beansprucht – eine Position, die auch andere Länder wie Vietnam, Malaysia, Taiwan und Brunei herausfordern.
Peking reagierte prompt auf Baerbocks Äußerungen und wies darauf hin, dass externe Akteure kein Recht hätten, sich in die regionalen Angelegenheiten einzumischen. Gleichzeitig betonte das chinesische Außenministerium seine Bereitschaft zum Dialog, bekräftigte jedoch seinen Standpunkt zur Verteidigung der territorialen Souveränität.
Die Philippinen suchen unterdessen Unterstützung bei westlichen Partnern, um den chinesischen Aktionen entgegenzuwirken. Dies schließt eine Vertiefung des Verteidigungsbündnisses mit den USA ein, die ihrerseits versuchen, Chinas Einfluss in der Region einzudämmen.
Deutschland hat sein Engagement im Indopazifik in den letzten Jahren verstärkt, was durch die Teilnahme der Fregatte Bayern und anderer militärischer Einheiten an Übungen in der Region zum Ausdruck kommt. Die angekündigte Entsendung einer weiteren Fregatte und eines Versorgungsschiffes dieses Jahr zeigt Berlins Entschlossenheit, eine aktivere Rolle in der Region zu spielen.
Baerbocks Reise markiert somit einen Wendepunkt in der deutschen Außenpolitik, die sich nun mit den komplexen und oft konfliktgeladenen Dynamiken des Indopazifik auseinandersetzen muss. In diesem geopolitischen Schachspiel navigiert Berlin vorsichtig zwischen internationalen Verpflichtungen, regionalen Sicherheitsbedenken und dem Ziel, gute Beziehungen zu allen Hauptakteuren zu pflegen.