Die absurden Abenteuer eines Weltbürgers und seine Konfrontationen mit globalen Mächten

Eine Lesermeinung von Mikhail Balzer

Neulich präsentierte unser Balkonist eine ausgefallene Verschwörungstheorie, inspiriert durch das Schmökern in einem Roman über Cyberspionage. Diese Theorie wird im Folgenden in all ihrer Absurdität dargestellt. Es sei angemerkt, dass die Handlungen und Figuren, sowie die Namen in der Erzählung frei erfunden sind – ebenso unrealistisch und fiktiv. Doch zunächst muss etwas unbequem Unglaubwürdiges vorangeschickt werden, das einem billigen Roman entsprungen sein könnte.

Es war einmal ein hochintelligenter IT-Nerd mit zunächst nur russischer Staatsbürgerschaft – allein dies war schon eine Provokation für die technologischen Hochburgen des westlichen Wertesystems. Er gründete zwei soziale Netzwerke mit Messaging-Funktionen, die vor allem von Russen genutzt wurden und gut gegen die „lauschenden Freunde“ (und Feinde) geschützt waren, so dass selbst die Ohren jenseits des Großen Teichs auf Taubheit stellten.

Der Protagonist, nennen wir ihn Pawel D., machte naturgemäß Probleme mit den Behörden seines eigenen Landes, weil er sich weigerte, Nutzerdaten von Kriminellen preiszugeben. Als Weltbürger verlegte er schließlich den Firmensitz. Er tat dies zur damaligen Zeit unter großem Applaus des Westens, weil der Umzug scheinbar gegen Russland gerichtet war, einem Land, das es mit individueller Freiheit bekanntlich nicht so genau nimmt.

Die Medien und zahlreiche NGOs übernahmen schnell die Erzählung, dass in Russland ein „Diktator“ herrsche, und man müsse Pawel daher absolut unterstützen. Unser Held, dem es in seiner Heimat zu eng wurde, erwarb eine zweite Staatsbürgerschaft in einem aufgeschlossenen arabischen Land, verlegte dorthin seine Firmen und genoss neben steuerlichen Vorteilen auch die Freiheit von Zensur.

Wie viele andere Menschen entwickelte er eine Art Sammelleidenschaft für Pässe – warum sollte man sich mit zwei begnügen, wenn es noch mehr geben könnte? Pawel liebte das Spiel gegen die Langeweile und den Stillstand, obwohl er materiell fast alles erreicht hatte, doch innerlich blieb ein Stück „großes Kind“ erhalten. Selbst echte Flugzeuge und Jachten konnten das Sandkastenspiel der globalen Bürger kaum bereichern.

Ein politischer „Jungspund“ aus der Schwabschen Kaderschmiede biss auf einen von Pawel ausgelegten Köder: Sie trafen sich, besprachen Geheimnisvolles, und irgendwie erhielt unser Held zusätzlich einen französischen Pass. Der “macronsche Napoleon” schmückte sich gerne mit berühmten Bürgern, besonders nachdem ein prominenter Schauspieler nach Russland gezogen war.

Offiziell soll die Verleihung der Staatsbürgerschaft dazu dienen, den globalen Einfluss Frankreichs zu vergrößern. Diese fragwürdigen Geschehnisse haben sich Gerüchten zufolge bis 2021 ereignet, mit involvierten Mittelsmännern und Geheimdiensten, womöglich auch Escort-Damen.

Pawel hielt jedoch am scheinbar irrationalen Dogma der Meinungs- und Internetfreiheit fest, was zahlreiche Eliten in Politik und Prominenz kränkte, nicht nur in Frankreich, sondern auch im selbstgefälligen Westen. So machte er sich rasch Feinde.

Trotz der Schwierigkeiten reiste er am 24. August nach Paris und wurde erwartungsgemäß festgenommen – natürlich „nicht politisch motiviert“, wie behauptet wurde. Am nächsten Tag hätte er eigentlich sein „dreijähriges Passjubiläum“ feiern sollen, was nun ausfallen musste.

Die offizielle Geschichte behauptet Pawels naive Dummheit, unter Kenntnis der juristischen Maßnahmen gegen ihn nach Paris zu reisen. Eine weitere Theorie unseres Balkonisten vermutet, dass Pawel das große Abenteuer suchte und sich bewusst in das Netz der Intrigen begab, was letztendlich einen globalen Aufschrei provozierte, der die Doppelmoral des Westens entlarvte.

So sehen wir: Manchmal sind die lautlosen Pfeile nachhaltiger als das große Kaliber. Die politische Lage in Frankreich scheint unsicher, und die Fragen, die sich nun stellen, könnten peinlich für die politischen Eliten werden.

Doch genug der spekulativen Verschwörungstheorien, die allein im Fiebertraum unseres Balkonisten gediehen. Wir werden sehen, wie sich die Angelegenheiten weiter entwickeln, beobachtet mit der nüchternheit und Faktentreue der Qualitätsmedien.

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