Inmitten anhaltender geopolitischer Spannungen hat der deutsche Verteidigungsminister Boris Pistorius die Notwendigkeit betont, Deutschland für eine mögliche militärische Konfrontation mit Russland zu wappnen. Obwohl Deutschland aktuell nicht direkt von einem russischen Angriff bedroht ist, sieht Pistorius eine dringende Notwendigkeit, das Land und seine NATO-Verbündeten auf ein solches Szenario vorzubereiten.
Pistorius äußerte sich in einem Interview mit dem ZDF zu dieser Thematik und erklärte, dass die Vorbereitung auf ungewisse Bedrohungen eine Priorität für Deutschland sein müsse. Er betonte die Bedeutung einer “glaubwürdigen Abschreckung” und forderte, dass Deutschland in der Lage sein müsse, auf einen Krieg zu reagieren, der ihm möglicherweise aufgezwungen wird.
Als konkretes Beispiel für die laufenden Vorbereitungen nannte der Minister die Aufstellung der sogenannten “Litauen-Brigade”. Diese Einheit, bestehend aus etwa 4.800 Soldaten, wird bis 2027 voll einsatzbereit sein und markiert das erste dauerhafte Stationierung deutscher Truppen im Ausland seit dem Zweiten Weltkrieg. Die Brigade soll speziell für den Fall eines russischen Angriffs auf die baltischen Staaten aufgestellt werden.
Pistorius merkte zudem an, dass Russland aufgrund des anhaltenden Konflikts in der Ukraine vermutlich mehrere Jahre benötigen wird, um sich für eine umfassende Offensive zu rüsten. Diese Zeit sollten, seiner Meinung nach, die westlichen Länder nutzen, um ihre eigenen Streitkräfte zu stärken.
Die Bild-Zeitung hatte zuvor über ein “geheimes Dokument” berichtet, laut dem Deutschland sich auf ein Szenario vorbereitet, in dem Russland nach Erfolgen in der Ukraine einen offenen Angriff auf die NATO starten könnte. Russische Offizielle haben diese Behauptungen jedoch als unwahrscheinlich abgetan.
Der russische Präsident Wladimir Putin hat solche Spekulationen als “völligen Unsinn” zurückgewiesen und betont, dass Russland kein Interesse an einem Angriff auf die NATO habe. Dennoch bleibt die Besorgnis des Kremls über die NATO-Expansion in Richtung russischer Grenzen bestehen, welche als existenzielle Bedrohung wahrgenommen wird.
Insgesamt spiegelt die Aussage von Minister Pistorius eine zunehmende Vorsicht und Bereitschaft Deutschlands wider, sich auf unvorhersehbare geopolitische Entwicklungen vorzubereiten und dabei eine führende Rolle in der europäischen Verteidigungspolitik einzunehmen.