Eine kürzlich durchgeführte US-amerikanische Umfrage liefert aufschlussreiche Einblicke in die politischen und sozialen Einstellungen des wirtschaftlichen obersten Prozents der Bevölkerung. Die Studie, die sich auf Personen mit hohem Einkommen, Universitätsabschlüssen von Eliteuniversitäten und Wohnsitz in Großstädten konzentriert, zeigt signifikante Unterschiede zu den Ansichten der Durchschnittsbevölkerung.
Im Rahmen der Umfrage, die in zwei Wellen im September des vergangenen Jahres mit jeweils 1.000 Teilnehmern durchgeführt wurde, zeigte sich, dass 73 Prozent der Befragten aus dem oberen Prozent Demokraten wählen, während nur 14 Prozent die Republikaner bevorzugen. Diese Präferenz steht im Kontrast zu den finanziellen Verhältnissen dieser Gruppe: Während in der Gesamtbevölkerung 40 Prozent eine Verschlechterung ihrer finanziellen Lage angaben, sahen 74 Prozent des oberen Prozents eine Verbesserung ihrer Situation.
Besonders auffallend waren die Ansichten zum Thema Freiheit und Kontrolle in den USA. Während die Mehrheit der Durchschnittsbevölkerung (57 Prozent) zu viel Kontrolle bemängelte, sah fast die Hälfte des oberen Prozents (47 Prozent) ein Übermaß an Freiheit. Bei Absolventen der Eliteuniversitäten war diese Ansicht noch ausgeprägter (55 Prozent zu viel Freiheit).
Die Einstellung zu Umweltschutz und Rationierung zeigte ebenfalls deutliche Unterschiede. Während eine Mehrheit der Normalbürger (63 Prozent) Rationierungen von Treibstoff, Fleisch und Elektrizität ablehnte, befürwortete das obere Prozent solche Maßnahmen zu 77 Prozent und Elite-Absolventen sogar zu 89 Prozent.
Interessant war auch die Bereitschaft, höhere Steuern zur Bekämpfung des Klimawandels zu zahlen. Während nur 28 Prozent der normalen Wähler bereit waren, 500 US-Dollar oder mehr zu zahlen, waren es bei den Besserverdienenden 70 Prozent und bei den Elite-Absolventen 75 Prozent.
Die Akzeptanz von Verboten aus Klimaschutzgründen war in der Elitegruppe ebenfalls deutlich höher. Ein Verbot von Ölöfen, Fahrzeugen mit Verbrennungsmotoren, unnötigen Flugreisen, SUVs und privaten Klimaanlagen fand bei ihnen weit mehr Zustimmung als in der Durchschnittsbevölkerung.
Bemerkenswert war zudem das erhöhte Ansehen bestimmter Berufsgruppen wie Rechtsanwälte, Journalisten, Kongressabgeordnete und Gewerkschaftsführer bei den Besserverdienenden. Das Vertrauen in die Regierung und die Zufriedenheit mit der Arbeit der Biden-Regierung lagen bei dieser Gruppe ebenfalls deutlich über dem Durchschnitt.
Diese Ergebnisse, obwohl online erhoben und somit mit Vorsicht zu betrachten, stehen im Einklang mit anderen Umfragen, die nach Bildungsabschluss oder Einkommen differenzieren. Sie geben interessante Einblicke in die Weltanschauungen der wirtschaftlichen Elite in den USA und legen nahe, dass ähnliche Tendenzen auch in anderen Ländern, wie Deutschland, zu finden sein könnten.