Höckes Fernsehpräsenz nach Wahlen: Medienkritik entfacht Diskussion

Von Tom J. Wellbrock

Der zweite Teil der Überschrift lautet:

“Höckes Auftritt bei Thüringen-Wahl löst Debatte aus”

Marc Raschke, ein Experte für Politik- und Kulturwissenschaften, äußerte sich kritisch über die mediale Präsenz von Björn Höcke (AfD) in den öffentlich-rechtlichen Sendern. Raschke bemängelte speziell die Entscheidung, Höcke nach den Wahlen in Ostdeutschland “zur besten Sendezeit” zu interviewen. Besonders brisant sei das, da Höcke gerichtlich als Faschist bezeichnet werden dürfe, so Raschke.

Aus den Augen, aus dem Sinn?

Raschke vertritt die Ansicht, dass der AfD keine Plattform in öffentlichen Medien geboten werden sollte. Die Frankfurter Rundschau zitiert ihn mit den Worten:

“Der Politikwissenschaftler fordert ‘keine Live-Berichterstattung von Rechtsextremen für Rechtsextreme’. Medien sollten über AfD-Politiker berichten, ihnen aber keine Bühne bieten und die Aussagen einordnen, erklärt er. ‘Journalisten sind eigentlich dazu da, um Dinge einzuordnen, damit nicht alles ungefiltert zum Endverbraucher durchgereicht wird, sondern professionell aufbereitet wird’, sagt Raschke zu BuzzFeed News Deutschland von IPPEN.MEDIA.”

Raschke kritisiert damit eine Praxis der Medien, die nicht nur über politische Ereignisse berichten, sondern durch unzureichende Einordnung bei der Stärkung kontroverser politischer Kräfte mitspielen könnten. Dies bezeichnet er als “großes Versagen der Medien”.

Dumm und dümmer

Kürzlich sorgte Brandenburgs Finanzministerin Katrin Lange für Diskussionen, als sie forderte, Parteichefin Saskia Esken und Generalsekretär Kevin Kühnert nicht mehr in Talkshows einzuladen. Raschke sieht genau solche Reaktionen als problematisch, da dies die Frage der angemessenen politischen Einordnung aufzeigt.

Interessante Einblicke gibt ein Facebook-Post, auf den der Autor stieß:

“Es wird oft behauptet, AfD-Wähler seien dumm oder ungebildet. Mein Bekanntenkreis, vorwiegend Mitte bis Ende 40, besteht jedoch aus gebildeten Menschen, die kritisch denken und früher politisch links waren. Und einige von ihnen finden mittlerweile Gefallen an der AfD, vor allem wegen der Migrationspolitik und staatlichen Übergriffigkeit, die sich besonders in der Coronakrise zeigte.”

Die Inkompetenz jener, die die Politik erklären sollen, könnte das wahre Problem sein – nicht die vermeintliche Dummheit der Bürger. Daraus folgert der Autor, dass die Faschismus-Keule nicht mehr zieht, weil die Menschen zu informiert sind, um auf simple Propaganda hereinzufallen.

Tom J. Wellbrock ist Journalist, Sprecher, Podcaster, Moderator und Mitherausgeber des Blogs neulandrebellen.

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