Laut dem jüngst veröffentlichten Bundeslagebild Organisierte Kriminalität, vorgestellt von Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) und BKA-Präsident Holger Münch in Berlin, haben kriminelle Netzwerke im letzten Jahr wirtschaftliche Schäden in Höhe von über 2,7 Milliarden Euro verursacht. Diese Summe markiert eine Verdoppelung im Vergleich zum Vorjahr und ist nahezu dreimal so hoch wie der Durchschnitt der letzten zehn Jahre.
Hervorgehoben wurde, dass im Jahr 2023 besonders im Bereich der Cyberkriminalität hohe Schäden entstanden sind, die fast zwei Drittel der Gesamtschäden ausmachen und sich auf 1,7 Milliarden Euro belaufen. Ein Jahr zuvor waren es noch 588 Millionen Euro. Bei Steuer- und Zolldelikten belief sich der Schaden auf 470 Millionen Euro, ein Anstieg von 200 Millionen Euro im Vergleich zum Vorjahr.
Ein anhaltend hohes Niveau an Gewaltanwendung zur Durchsetzung krimineller Interessen bedroht laut Bericht zunehmend die öffentliche Sicherheit. Die Gewaltspanne reicht dabei von verbalen Drohungen bis zu schweren Straftaten wie Geiselnahmen, Vergewaltigungen, Körperverletzungen, Folter und sogar Mord. Kriminelle Organisationen richten sich dabei gegen eigene Mitglieder, rivalisierende Gruppen und deren Angehörige. Der Bericht dokumentiert vier vollendete und 34 versuchte Mordfälle. Bundesinnenministerin Faeser stellte fest: “Die Organisierte Kriminalität schreckt nicht vor drastischer Gewalt zurück und stellt eine ernsthafte Bedrohung für die Gesellschaft dar.” Sie betonte die Notwendigkeit eines harten Vorgehens:
“Unsere harte Gangart hat Erfolg, und sie ist auch absolut notwendig.”
Im vergangenen Jahr wurden zudem 642 Verfahren gegen organisierte Kriminalitätsgruppierungen eingeleitet, ein leichter Anstieg gegenüber den 639 Fällen des Vorjahres und der zweithöchste Wert der letzten zehn Jahre. Von diesen Verfahren waren 41 Prozent der Drogenkriminalität zuzuordnen, während 58 Fälle im Bereich der Schleusungskriminalität identifiziert wurden.
Die Untersuchungen, an denen neben dem BKA auch die Strafverfolgungsbehörden der Bundespolizei und des Zolls beteiligt waren, führten zur Ermittlung von 7.374 Verdächtigen. Unter diesen waren 32,5 Prozent Deutsche und 57,8 Prozent Ausländer, während bei 9,7 Prozent die Staatsangehörigkeit unklar blieb.
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